Türkei will Interpol auf Journalisten ansetzen
ISTANBUL - Die Farce geht offenbar weiter: Ankara will den nach Deutschland geflüchteten türkischen Journalisten Can Dündar (56) nun von Interpol jagen lassen. Per „Red Notice“will die Staatsanwaltschaft der Stadt Diyarbakir seine Auslieferung offenbar erzwingen.
Dündar war Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“, bevor er 2015 wegen Geheimnisverrats angeklagt und im Jahr darauf in Abwesenheit zu knapp sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Seit dem Putschversuch gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan (63) lebt Dündar im Exil in Berlin.
Das Irre ist: Nur Stunden vor der Meldung, dass Dündar auf die Fahndungsliste bei Interpol soll, wurde der Journalist für den Friedensnobelpreis nominiert.
Zuletzt hatte der Suchauftrag bei der internationalen Polizeiorganisation gegen den türkischstämmigen Kölner Autor Dogan Akhanli (61) für Empörung gesorgt. Er war im August während eines Spanien-Urlaubs auf Betreiben der Türkei vorübergehend festgenommen worden.