Rück tritt! Ministerin Kurth ver drückt sich in den Westen
DRESDEN - Paukenschlag im sächsischen Kabinett. Nach fünfeinhalb Jahren Amtszeit ist gestern Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth (63, CDU) zurückgetreten. Der Zeitpunkt war eine Überraschung, nicht aber
der Schritt selbst.
Als Motiv wurden private Gründe angegeben. Doch der Rücktritt war ein Abgang mit Anzeichen und Ankündigung. Denn einerseits hatte die studierte Lehrerin Ministerpräsident Stanislaw Tillich (58, CDU) schon zu Beginn der Legislatur 2014 gesagt, dass sie nur die Hälfte des Weges bis 2019 mitgehen will.
Andererseits sah Kurth sich dauerhafter Kritik zum Thema Lehrer ausgesetzt. Die fehlen landauf, landab. Und in keinem anderen Bundesland ist die Quote der Quereinsteiger so hoch.
Entsprechend fielen die „Nachrufe“aus. Der Sächsische Lehrerverband setzte „persönliche Gründe“als Antrieb für den Rücktritt vielsagend in Anführung. Verbandschef Jens Weichelt (53) sagte: „Brunhild Kurth wollte den Lehrerberuf in Sachsen generell aufwerten, das ist ihr nicht gelungen, denn zu groß waren die Widerstände.“Bedeutsame Fehlentwicklungen seien bereits vor ihrer Amtszeit eingeleitet worden.
Die Landes-Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Uschi Kruse (60), lobte, man habe trotz aller Meinungsverschiedenheiten gut zusammengearbeitet. Nun gelte es, wenigstens die Grundkonflikte an den Schulen zu entschärfen, appellierte Kruse an potenzielle Nachfolger. „Denn ansonsten kracht der Lehrermangel voll in die Landtagswahl 2019. Nicht, dass die AfD auch noch dazu die Deutungshoheit übernimmt.“
MP Tillich sagte zum Rücktritt: „Ich respektiere und bedauere zugleich die Entscheidung der Ministerin.“Einen Nachfolger will er nach den Ferien berufen, bis dahin führt Kurths Staatssekretär Frank Pfeil die Geschäfte. Übrigens: Ex-Ministerin Kurth verlässt auch Sachsen. Sie zieht mit ihrem Mann von Burgstädt gen Stuttgart - zu Tochter, Schwiegersohn und Enkelin.