Autobahn-Bau macht Probleme
LEIPZIG - Der letzte Teil der A 72 soll einmal über eine notdürftig zugekippte Kohlegrube führen. Damit hier keine Holperpiste entsteht, müssen Ingenieure den Boden zähmen - mithilfe von riesigen Betontürmen und „Rüttelstopfsäulen“.
Ein 60 bis 70 Meter tiefes Tagebauloch mit wild gemischten Erdschichten zugeschüttet und dann sich selbst überlassen - mit diesem unberechenbaren Baugrund haben es die Planer im Süden Leipzigs zu tun. „Darin versinkt Ihnen jedes Bauwerk“, sagt Isabel Siebert vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr über den komplizierten letzten Abschnitt der A 72, der bei Leipzig den Anschluss an die A 38 bringen soll.
Seit Jahren tüfteln Bauingenieure an Möglichkeiten zur Zähmung des Baugrundes. Auf einem Testgelände am nördlichen Baufeld stehen dazu vier Türme aus Betonklötzen auf der nackten Erde. Jeder ist rund 1 300 Tonnen schwer. Sie sind eine Art Messgerät. Unter jedem Turm ist eine andere Technik zur Bodenverdichtung angewendet worden. Am Ende soll ermittelt werden, wie tief die Türme eingesunken sind - je weniger, desto besser die Technik. Schon jetzt haben sie sich 20 bis 30 Zentimeter gesetzt.
Vielversprechend seien Rüttelstopfsäulen aus feinem Kies- und Steinmaterial, die senkrecht bis zu 15 Meter tief in den Boden gepresst werden, erklärt Sprecherin Siebert. Der bisherige Plan sieht vor, auf der 7,2 Kilometer langen Strecke ein ganzes Raster solcher Säulen zu errichten. Erst darüber würde dann der Damm für die Autobahn gebaut.
Ein teures Unterfangen: „Die Hälfte des verbauten Gelds geht in den Untergrund“, sagt Siebert. So koste ein Kilometer um die Hälfte mehr als eine Autobahn auf normalem Grund. Mit Gesamtkosten von 224,5 Millionen Euro rechnet die Behörde.