Einen Kaffee-SchokoWodka-Valium-Latte, bitte! To go!
Diese Debatte ging mir wirklich nahe. Eine freundliche Kellnerin kassiert an einem Sechser-Tisch 125 Euro. Sie bekommt 130 Euro und fragt, was sie falsch gemacht hat, weil es so wenig Trinkgeld gibt. Ganz ehrlich? Ich verstehe die Dame!
Warum sich ihr Job „Kellnerin“nennt? Weil „Superheldin“keine offizielle Berufsbezeichnung ist. Im Ernst, dieser Job ist wirklich hart. Da kommen großspurige Gäste rein: „Alles unter 400 Gramm ist Carpaccio! Was kostet die Welt? Oh, na da ... Äh, ich nehm ’ne kleine Cola.“Oder diese Extrawürste: Einen Kaffee-Schoko-Wodka-ValiumLatte, bitte! To go!
Was das Service-Personal alles ertragen muss! Und das bei kleinstem Gehalt. Der Kellner-Triathlon: Rennen, Schleppen, Lächeln. Zu Zeiten, wo andere längst Feierabend haben. Vier Tage frei nennt man in Fachkreisen auch „gastronomischen Jahresurlaub.“
Knausrige beim Trinkgeld hoffen schon auf unfreundliche Kellnerinnen, damit sie keine Schuldgefühle bekommen.
Logo, es läuft nicht immer alles glatt. Und zwischen dem, was der Service sagt und dem, was die Küche darunter versteht, können Welten liegen. Aber der Service kann meist nix dafür.
Trinkgeld ist wie Umarmen. Nur ohne Anfassen. Wer andere für sich kochen und schleppen lässt, kann sich diese kleine Aufmerksamkeit auch noch leisten. Ob das nun immer die Zehn-Prozent-Regel sein muss, weiß ich auch nicht. Ich stelle mir gerade den Mathematik-Studenten Bernhard (21) vor, der beim Anblick seiner Rechnung über 18,30 Euro stolz der Kellnerin sagt: „Machen Sie 20,13 Euro draus!“
Clever ist übrigens eine mir bekannte Klofrau. Die stellt einen Teller auf mit dem Schild „Toilettenbenutzung: Kleiner Penis 10 Cent, großer Penis 2 Euro.“Die kann sich über zu wenig Trinkgeld nicht beklagen ...