Sturm „Herwart“wütet brutal in Sachsen
Dach von Möbelhaus abgefetzt Millionenschäden Bahn lahmgelegt
Herbststurm „Herwart“hat Sachsen gestern ordentlich durchgeschüttelt. Windböen mit weit über 100 Stundenkilometern fällten unzählige Bäume, deckten Dächer ab, ließen Gerüste und Verkehrsbeschilderung kippen. Feuerwehren und Rettungskräfte waren im Dauereinsatz. Die Deutsche Bahn stellte in Mitteldeutschland aus Sicherheitsgründen den Verkehr ein.
Vor allem in Westsachsen ließ „Herwart“seine Muskeln spielen. Allein bei der Polizeidirektion Chemnitz gingen bis zum Nachmittag rund 200 Notrufe ein. Am stärksten wütete der Sturm im Erzgebirge, wo zahlreiche Bäume auf Autos stürzten und Hausdächer zertrümmerten.
Auf der B 274 bei Jägerhaus war ein Autofahrer am Morgen gegen einen auf der Straße liegenden Baum geprallt. Weitere Stämme drohten umzustürzen - die Bundesstraße wurde kurzerhand gesperrt. In Schönheide zerstörte ein umgekippter Baum eine Garage samt Auto. Häuser wurden beschädigt im Freiberger Hospitalweg und in Oberlungwitz.
In Aue drohte ein Dachgiebel einzustürzen. Die Polizei sperrte die Straße davor. In Crottendorf begrub ein Baum mehrere Fahrzeuge unter sich. In Marieney im Vogtland kippten gleich mehrere Bäume auf eine Kreisstraße, die gesperrt werden musste.
Viel Arbeit hatte die Berufsfeuerwehr in Chemnitz. So drohte das Dach auf dem Weltecho wegzufliegen. Die Annaberger Straße bleibt bis heute gesperrt, auch die B180 zwischen Thalheim und Stollberg. Weitere Sturmschäden gab es in der Stollberger, Reichenhainer Straße, am Hüttenberg und Am Karbel.
In Zwickau stürzte ein Baum in die Straßenbahn-Oberleitung der Leipziger Straße. Dort ging über Stunden nichts mehr - auf der Schiene wie auf der Straße.
Eine ganz andere Wetterkapriole erlebte Oberwiesenthal. Auf dem Fichtelberg und rund um die Stadt sorgte „Herwart“für den ersten Schnee der neuen Saison.
Auch die Landeshauptstadt verschonte das Sturmtief nicht: „Wir hatten über 1000 Notrufe insgesamt für die Stadt Dresden, die beiden Landkreise Sächsische Schweiz/Osterzgebirge und Meißen“, sagte Feuerwehrsprecher Ralf Schröder (44).
So mussten mehrere Straßen wegen umgestürzter Bäume und herabgewehter Dachteile gesperrt werden. Verletzt wurden in der Stadt zwei Radfahrer, die durch Böen zu Fall kamen. Und die Fußballpartie Dynamo gegen Eintracht Braunschweig musste um zweieinhalb Stunden verschoben werden. Der Zoo schloss wegen der Gefahrenlage komplett.
Noch schlimmer traf es das Umland: In Großharthau riss der Orkan eine Scheune komplett um, zudem musste die Messe „Lebensart“abgesagt werden. Ebenso fiel das Fisch- und Waldfest in Moritzburg dem Sturm zum Opfer. Die Kirnitzschtalbahn in der Sächsischen Schweiz konnte wegen umgestürzter Bäume ebenfalls nicht weiterfahren, auch gab es in dem beliebten Tal einen Felssturz.
Ähnlich turbulent ging es auch im Großraum Leipzig zu, wo die Rettungsleitstelle die Feuerwehren zu über 1000 Einsätzen schicken musste, allein 400 Notrufe kamen aus der Messestadt.
Bis zum Nachmittag kam zudem der Bahnverkehr in Sachsen komplett zum Erliegen. Erst ab 15 Uhr fuhren die ersten Regionalzüge wieder. Zuvor hatten Mitarbeiter der Bahn die Gleisanlagen überflogen und auf Sturmschäden abgesucht. Der Fernverkehr blieb zunächst gestoppt.
Glück im Unglück: Bis auf die zwei gestürzten Radler in Dresden forderte das Unwetter in Sachsen keine Verletzten oder Todesopfer.
bri/eho/-bi.-