Die meisten Minister gingen früh
DRESDEN - Der sächsische Philologenverband tobte gestern: „So geht man nicht mit Lehrern um! Ganz schlechter Stil, Herr Ministerpräsident Michael Kretschmer!“Dabei ist der Rauswurf von Frank Haubitz nur eine sehr schnelle Fortsetzung langer „Tradition“. Denn Schulminister haben es in Sachsen immer schwer.
Der Posten gilt als Schleudersitz. Und das trotz CDU-Parteibuch. Zum Beispiel für Roland Wöller, dem neuen Innenminister seit gestern. Er war ab 2008 knapp vier Jahre im Amt, gab im März 2012 auf, nachdem es Streit um die Finanzierung der Lehrer gegeben hatte. Der damalige Regierungs-Chef Stanislaw Tillich (heute 58, CDU) beschnitt ihm daraufhin Aufgabenbereiche, was Wöller wiederum mit Rücktritt quittierte - und so im Grunde dem Rauswurf zuvorkam.
Noch früher erwischte es Stefanie Rehm. Sie war erste Kultusministerin nach der Wiedervereinigung, warf Anfang 1993 unter Kurt Biedenkopf hin. Ihr Nachfolger Friedbert Groß erlebte, wie sich „BiKo“gegen ihn stellte, als es um die Lehrer-Verbeamtung ging. Groß blieb nur bis 1994. Karl Mannsfeld schaffte 2002 bis 2004 zumindest zwei Jahre.
Dass ein Minister aber bereits nach nicht mal zwei Monaten gehen muss, gab es noch nie. Darum schäumte der Philologenverband gestern weiter: „Wie Berufspolitiker mit einem Fachmann für Schule und Unterricht umgehen, ist skandalös!“Offenbar gelte im Landtag die Regel „Politikbetrieb first, Schulbetrieb second!“...