Müller war nicht in Feststimmung
MÜNCHEN - Alle wollten nach Hause, in den Urlaub, doch es weihnachtete erst mal noch sehr in der Arena in München. Nach dem zittrigen Sieg gegen Borussia Dortmund im Achtelfinale des DFB-Pokals ließ der FC Bayern Christbäume auf den Rasen tragen, ein Chor sang Lieder passend zum nahenden Fest. Und weil sich der deutsche Rekordtitelträger auf bestem Wege befindet, am Ende einer zunächst arg durchwachsenen Saison zumindest das Double zu gewinnen, hätte es sehr besinnlich werden können.
Thomas Müller, beim 2:1 (2:0) in einem faden deutschen Klassiker Kapitän und Schütze des zweiten Treffers (40.), mochte sich trotz großer Sehnsucht nach freien Tagen aber nicht nur mit warmen Worten verabschieden. Über dieses Spiel, sagte er etwas grimmig, „wird noch zu reden sein“. Wenn im neuen Jahr auch wieder Champions League gespielt wird, können sich die Münchner einen Schlendrian, wie er in der letzten halben Stunde bei ihnen einzog, gewiss nicht mehr erlauben.
Trainer Jupp Heynckes aber wollte so kurz vor Weihnachten nicht mehr allzu streng sein mit seiner Mannschaft, die durch den guten Jerome Boateng in Führung gegangen war (12.), Dortmund danach zu erdrücken schien, nach dem Treffer durch Andrej Jarmolenko (77.) aber wenig souverän aussah. Er beklagte deshalb allein den fahrlässigen Umgang mit vielen sehr guten Torchancen. Tatsächlich ist es nicht schlecht gelaufen für die Münchner, seit Heynckes am 7. Oktober von Carlo Ancelotti übernommen hat. Die Aussichten sind glänzend, zumindest national. „Wir müssen uns weiter steigern, dann bin ich zuversichtlich, dass wir nicht nur die Meisterschaft, sondern auch den Pokal-Wettbewerb gewinnen können“, sagte Heynckes. Und was ist mit der Champions League? „Wir wollen natürlich alles - aber eins nach dem anderen“, betonte Sportdirektor Hasan Salihamidzic.
Borussia Dortmund jedenfalls wird den Bayern einstweilen nicht im Wege stehen. Der Rivale ist nicht auf Augenhöhe, weil zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Die erste Halbzeit war ein Offenbarungseid, „ernüchternd“nannte sie Oliver Bierhoff, Manager der Nationalmannschaft. Die Mängelliste von Trainer Peter Stöger fiel entsprechend umfangreich aus: „Wenig Leidenschaft, wenig Zweikampfverhalten, schlechte Passquote, wenig Mut.“Die Niederlage sei verdient, sagte er. Den Aufschwung in der zweiten Hälfte und die Gelegenheit, die Verlängerung zu erzwingen, wollte Stöger nicht höher bewerten als nötig.