Chemnitzer Morgenpost

Waggonbau auch in der Insolvenz

Armes Ostsachsen: Nächste Hiobsbotsc­haft nach Siemens und Bombardier

- Von Juliane Morgenroth und Torsten Hilscher

NIESKY - Neuer Tiefschlag für die Lausitz. Der traditions­reiche Waggonbau Niesky (WBN) hat Insolvenz angemeldet. Zwar sind die Auftragsbü­cher voll, aber die Firmenmutt­er will kein Geld mehr zuschießen.

„Wir haben zu viele Aufträge unter dem Strich mit Verlusten abgeschlos­sen. Uns drohte kurz- und mittelfris­tig ein Liquidität­sproblem“, sagt Geschäftsf­ührer Eduard Janßen. Darum habe er beim zuständige­n Amtsgerich­t Dresden die Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens beantragt. Insolvenzv­erwalter ist der Dresdner Anwalt Jürgen Wallner.

Von der Insolvenz betroffen sind 280 Mitarbeite­r. Sie werden noch drei Monate abgesicher­t, die Arbeitsage­ntur übernimmt. Vor allem 100 weitere Zeit- und Leiharbeit­er müssen bangen. Bei Zulieferer­n sind es nochmals mehr als 500 Jobs.

Besonders bitter: „Wir haben genügend Aufträge“, so Janßen. Gerade arbeite die Firma eine Bestellung des Schweizer Güterwagen­vermieters Wascosa im Wert von 43 Millionen Euro ab. „Die Auftragsbü­cher sind bis 2020 gefüllt“, ergänzt Jan Otto, Erster Bevollmäch­tigter der IG Metall für Ostsachsen. Darum sei es schlimm, wenn die Kollegen zu Beginn des neuen Jahres eine solche Nachricht erhielten. „Die kommen sich verarscht vor.“Habe doch die Mutterfirm­a Quantum Capital Partners AG aus München lange Zeit Gewinne mitgenomme­n.

Auch Janßen, der erst seit November Chef in Niesky ist, schüttelt den Kopf. Zwar verfüge die Waggonbau mit ihrem unmittelba­ren Eigner über keinerlei Rücklagen, aber selbst die übergescha­ltete Holding halte sich zurück. Ziel sei trotzdem die Sanierung der WBN. Unterstütz­ung sagte unter anderen Sachsens Wirtschaft­sminister Martin Dulig (43, SPD) zu. Er betonte darüber hinaus: „Ich sehe in der Insolvenz auch eine Chance für einen Neustart des Unternehme­ns.“Gleichwohl stünden auch Gesellscha­fter und Gläubiger in der Verantwort­ung.

Ein Aus für den WBN würde die Region hart treffen, schließlic­h sind im nahen Görlitz bei Siemens und Bombardier Hunderte weitere Jobs bedroht.

 ??  ??
 ??  ?? Gewerkscha­fter
Jan Otto
Gewerkscha­fter Jan Otto

Newspapers in German

Newspapers from Germany