Wird Zwickau von Rechten dominiert?
ZWICKAU - Eine emotionale Debatte über Zwickau ist entbrannt. Auslöser ist ein Zeitungsartikel des aus Zwickau stammenden Journalisten Christian Gesellmann (33). Er behauptet sinngemäß: „Zwickau sei eine von Rechten dominierte Stadt.“
Sven Wöhl (44), seit 2010 Chef der Linken in Zwickau, hat den Beitrag im Tagesspiegel „mit Grausen gelesen. Ich finde diese Behauptung sehr beleidigend für die Stadt“, sagt er. Wöhl, der jahrelang in einem Neubau in Neuplanitz wohnte, hat kein mulmiges Gefühl, wenn er durch die Straßen seiner Heimatstadt läuft. „Es gibt Rechte in Zwickau, das darf man nicht klein reden. Aber es gibt hier keine Aufmärsche, wo Heil Hitler gebrüllt wird.“
Auch Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (61, SPD) setzt sich gegen die Behauptung zur Wehr. „Zwickau hat eine weltoffene und tolerante Oberbürgermeisterin“, sagt sie. Allerdings räumt sie ein, dass sie manchmal „den Aufschrei der Bürgerschaft vermisse“, so wie im November 2016. Damals wurden die zum Gedenken an die Opfer des NSU von Künstlern aufgestellten Bänke demoliert.
Ganz andere Erfahrungen hat ein Mitglied der Bewegung „Zwickau gegen rechts“gemacht. „Wir hatten schon zu DDR-Zeiten ein Problem mit den Rechten hier, und auch heute noch gibt es feste Strukturen im Untergrund“, sagt das Mitglied. Aus Angst vor Repressalien wollte es seinen Namen nicht in der Öffentlichkeit preisgeben.
Frank Harnack