Chemnitzer Morgenpost

Das alte Lied Top-Turnier, Zverev fliegt früh raus!

-

MELBOURNE - In der Umkleideka­bine klopfte ihm Roger Federer tröstend auf die Schulter und sprach ein paar aufbauende Worte, doch das Australian­Open-Scheitern schon in Runde drei wird Alexander Zverev noch eine Weile beschäftig­en.

„Ich muss herausfind­en, was mit mir in den entscheide­nden Momenten bei den Grand Slams passiert. Es ist in Wimbledon passiert, in New York, hier“, sagte der Hamburger nach dem 7:5, 6:7 (3:7), 6:2, 3:6, 0:6 gegen Chung Hyeon (Südkorea) - und lieferte einen Teil der Antwort gleich mit: „Grand Slams bedeuten mir noch zu viel. Einige erwarten, dass ich ins Halbfinale oder Finale komme. Das merkt man schon.“

Als Nummer vier der Welt war der vielverspr­echendste deutsche Profi seit Boris Becker angereist, spekuliert wurde bereits über seine Chancen in einem möglichen Achtelfina­le gegen den sechsmalig­en Turniersie­ger Novak Djokovic (Serbien).

Fünf Titel gewann Zverev 2017, nur Federer (7) und Rafael Nadal (Spanien/6) holten mehr. Bei zwei Masters-Turnieren sicherte er sich den Siegerpoka­l. Doch immer, wenn es auf die bedeutends­ten Tennis-Anlagen geht, läuft es nicht. Nur im vergangene­n Jahr in Wimbledon schaffte es Zverev ins Achtelfina­le. Weder in Melbourne noch in Paris, Wimbledon oder New York schlug er bislang einen Top-50-Spieler.

„Man muss ihm Zeit geben. Er ist wie ein Stern in die Weltspitze geflogen, jetzt muss er sich konsolidie­ren. Es ist halt alles nicht so einfach“, sagt Becker. Es sei kein körperlich­es Problem, sagt Zverev, eher ein mentales. „Ich habe ihm gesagt: Sei geduldig, setz dich nicht unnötig zu sehr unter Druck. Lern aus diesen Fehlern. Du musst an den Prozess, in dem du dich befindest, glauben. Noch zahlt es sich bei den Grand Slams nicht aus, aber bleib ruhig“, erzählte Federer über die Begegnung in der Garderobe.

Der 19-malige Grand-SlamChampi­on war fast 22, als er 2003 in Wimbledon triumphier­te. „Ich bin 20 und habe noch Zeit“, sagte Zverev, der gegen Hyeon stark begann, sich dann über das fehlende Licht in der Arena beschwerte, einen Schläger zertrümmer­te und im fünften Satz noch genau fünf Punkte machte. „Man hat das Gefühl, bei Zverev gibt es derzeit nur ein A-Spiel, kein B und kein C. Irgendwann stellt sich der Gegner darauf ein“, analysiert­e Becker.

Newspapers in German

Newspapers from Germany