Sachse Frenzel führt deutsches Team an
PYEONGCHANG - Am Ende einer „laaangen“Reise nach Pyeongchang von mehr als 26 Stunden hatte Eric Frenzel nur noch einen einzigen Wunsch. „Ich glaube, ein ausgeschlafener Fahnenträger wäre viel wert“, sagte der Olympiasieger in der Nordischen Kombination und blinzelte dabei mit seinen müden Augen.
Software-Probleme vor dem Abflug in München hatten eine sechsstündige Verspätung zur Folge, allein drei Stunden hockte Frenzel im einem startbereiten Flugzeug, das letztlich doch nicht abhob. Zur heutigen Eröffnungsfeier (20 Uhr Ortszeit/12 Uhr MEZ) will er unbedingt wieder fit sein.
Eine kleine Entschädigung für die anstrengende Anreise war für den stolzen Wahlsieger der stürmische Empfang im Deutschen Haus. Ein Kurzauftritt auf der Showbühne mit DOSB-Präsident Alfons Hörmann fiel dem zurückhaltenden Frenzel nicht ganz leicht. Aber dann huschte doch ein Lächeln über sein Gesicht, als der deutsche Sportboss den fünfmaligen Weltmeister überschwänglich lobte: „Eric ist ein herausragender Sportler mit einem bodenständigen Auftreten - mehr geht nicht!“„Eigentlich habe ich hier in Korea ja noch gar nichts gemacht“, sagte der fünfmalige Weltcup-Gesamtsieger bescheiden. Der Blick auf seine eher
dünnen Oberarme schreckte Frenzel nicht: „Vielleicht übe ich kurz vor dem Einmarsch zur Eröffnungsfeier noch einmal das Schwenken der Fahne. Aber ich hoffe doch sehr, dass ich das ganz gut mache.“
Bei der Wahl hatte sich Frenzel gegen Claudia Pechstein (Eisschnelllauf), Viktoria Rebensburg (Ski alpin), Natalie Geisenberger (Rodeln) und Christian Ehrhoff (Eishockey) durchgesetzt. Die Stimmen der Öffentlichkeit und der Spitzensportler wurden zu jeweils 50 Prozent gewertet. Familienvater Frenzel erhielt 31,4 Prozent der Stimmen, es folgten Pechstein (24,5), Ehrhoff (18,7), Rebensburg (16,7) und Geisenberger (8,7). Pechstein lag immerhin bei den „öffentlichen“Stimmen vorn.
Fakt ist, Fahnenträger Eric Frenzel muss sich heute warm anziehen. Nach Tagen mit zweistelligen Minusgraden sind für die Eröffnung aber nur minus zwei bis minus fünf Grad vorausgesagt. Welche Effekte und Überraschungen die Show im Stadion bieten wird, gehörte in den letzten Tagen traditionell wieder zu den bestgehüteten Geheimnissen im Vorfeld der Olympischen Spiele...