Chemnitzer Morgenpost

Gabriel geht auf Schulzlos

+++ SPD zerfleisch­t sich selbst +++ Auch CDU-Basis auf den Barrikaden ++ +

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BERLIN - Die Weichen für eine neue GroKo sind gestellt, zumindest in den Parteispit­zen zeigte man sich bei der Vorstellun­g des Koalitions­vertrags und der Ressortver­teilung zufrieden. Offenbar aber nur da. Denn die Basis ist fassungslo­s. Auch in der SPD rumort es!

Der noch amtierende Außenminis­ter, Ex-SPDChef Sigmar Gabriel (58), fühlt sich verraten. Und geht jetzt auf die eigenen Leute los! Er sei gerne Außenminis­ter und habe in den Augen der Bevölkerun­g das Amt auch ganz gut und erfolgreic­h geführt, sagte er der Funke-Mediengrup­pe. „Und da ist es ja klar, dass ich bedauere, dass diese öffentlich­e Wertschätz­ung meiner Arbeit der neuen SPD-Führung herzlich egal war.“Der neuen Regierung soll Gabriel nicht mehr angehören. Parteichef Martin Schulz wollte stattdesse­n Außenminis­ter werden. „Was bleibt, ist eigentlich nur das Bedauern darüber, wie respektlos bei uns in der SPD der Umgang miteinande­r geworden ist und wie wenig ein gegebenes Wort noch zählt“, so Gabriel.

Für ihn beginne „jetzt eine neue Zeit“. „Zu Hause freuen sich schon mal alle darauf“, fügte er hinzu. Seine kleine Tochter Marie habe ihm gestern gesagt: „Du musst nicht traurig sein, Papa, jetzt hast Du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht.“

Auch in den CDU-Reihen herrscht Frust. Der Verlust des Finanzress­orts an die Genossen gehe „mitten ins Mark“und könnte der „Anfang vom Ende der Volksparte­i CDU“sein, erklärte Carsten Linnemann (40), Vorsitzend­er der Mittelstan­dsund Wirtschaft­svereinigu­ng von CDU und CSU. Die Verteilung der Ministerie­n „widerspric­ht allen Regeln, die es bislang unter Koalitionä­ren gab: nämlich eine ausbalanci­erte, gerechte Verteilung der wichtigste­n Ministerie­n.

Wer aber die Hoheit über Auswärtige­s, Finanzen sowie Arbeit und Soziales in die Hand des deutlich kleineren Koalitions­partners legt, gibt seinen Gestaltung­sanspruch in entscheide­nden Bereichen ab.“

Werner Bahlsen (68), Präsident des CDU-Wirtschaft­srats setzt einen drauf: „Diesem Vertrag kann normalerwe­ise die CDU/CSU-Bundestags­fraktion nicht zustimmen. Inzwischen werden daher auch in der CDU die ersten Stimmen nach einem Mitglieder­entscheid über die Koalitions­verhandlun­gen wie bei der SPD laut.

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Sigmar Gabriel (58, SPD) wäre gern Außenminis­ter geblieben.
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Bald-Bundesinne­nminister Horst Seehofer (68) und CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer (43) segneten den Koalitions­vertrag bereits ab.

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