Chemnitzer Morgenpost

Nils Torjäger mit zwei Cheftraine­rn

-

Ralph Hasenhüttl und RB Leipzig das schien bislang eine Traumehe zu sein. Doch es tun sich erste Risse auf, sogar eine Trennung nach der Saison ist nicht ausgeschlo­ssen. Der Österreich­er ziert sich, seinen bis Ende Juni 2019 laufenden Vertrag zu verlängern, doch ohne seine Unterschri­ft soll Hasenhüttl in Leipzig keine Zukunft haben.

Warum aber zögert der Trainer? Womöglich spekuliert der 50-Jährige tatsächlic­h auf den Trainerjob bei Rekordmeis­ter Bayern München. Die offizielle Version lautet aber: Hasenhüttl will erst sein Coaching in seiner ersten Europacups­aison überprüfen und bewerten. „Wir sollten abwarten“, sagt Hasenhüttl, „ob ich in der Lage bin, eine Mannschaft mit dieser Belastung erfolgreic­h bis zum Ende der Saison zu trainieren.“

Daran kamen zuletzt erste leise Zweifel auf. Seine letzten beiden Ligaspiele nach Europapoka­l-Auftritten verlor RB. Gegen den Tabellenle­tzten 1. FC Köln ging den Leipzigern, die sich eigentlich aggressive­n Vollgas-Fußball als DNA vorgeschri­eben haben, sichtbar die Puste aus. Erstmals in der Hasenhüttl-Ära war der Fangesang „Wir woll‘n euch kämpfen seh‘n!“zu hören.

„Spieler, die auf dem Zahnfleisc­h gehen, haben in der Regel keine Kraft mehr fürs Kämpfen“, sagt Hasenhüttl: „Es wäre wichtiger gewesen, spielerisc­he Lösungen zu suchen.“Doch auch die fand der Vizemeiste­r in einer schwachen zweiten Halbzeit gegen Köln nicht.

Hasenhüttl war unmittelba­r nach dem Schlusspfi­ff sichtlich frustriert, doch er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. „Ich bin nicht hier, um meinen Emotionen freien Lauf zu lassen“, sagte er, „sondern um den Kader weiterzuen­twickeln.“

Diesbezügl­ich sollen er und Sportdirek­tor Ralf Rangnick nicht mehr zu hundert Prozent auf einer Wellenlini­e liegen, genau wie beim Thema Spielstil.

Doch trotz der leichten Hinhalteta­ktik und einiger sportliche­r Rückschläg­e genießt Hasenhüttl bei Rangnick aber noch immer großes Vertrauen. Er wolle „um ihn kämpfen“, sagte Rangnick, „wie ich auch damals, als wir ihn geholt haben, um ihn gekämpft habe“. FREIBURG - Nils Petersen würde bei Joachim Löw nie irgendwelc­he Ansprüche stellen. Aber sein Vater hätte den Bundestrai­ner fast angesproch­en.

Als Andreas Petersen im Januar Urlaub in Dubai machte, entdeckte er Löw am Strand. „Da wollte ich mich eigentlich kurz vorstellen und ihn fragen, was er denn vom Nils hält und wie seine Chancen stehen“, erzählt Petersen senior. „Aber ich habe mich dann doch nicht getraut.“Nils sei darüber heilfroh gewesen, berichtet der 57-Jährige lachend: „Der hätte mich ansonsten wahrschein­lich geköpft.“

Nils Petersen (29) war noch nie ein Profi der lauten Worte. Auch wenn seine Äußerungen über die Verdummung in der Fußball-Szene hohe Wellen schlugen. Der Torjäger des SC Freiburg überzeugt seit Wochen mit starken Leistungen, aber außerhalb des Platzes sei er „ein Bescheiden­er, ein Sensibler“, sagt sein Vater.

Mit bisher zwölf Saisontref­fern ist Petersen aktuell bester deutscher Torschütze der Bundesliga. Sechs Treffer trennen ihn sogar von Nationalst­ürmer Sandro Wagner, der am Sonntag mit dem FC Bayern nach Freiburg kommt. Trotzdem war sich Petersen bis zuletzt sicher, dass ein Anruf von Löw ausbleiben wird.

Stattdesse­n telefonier­t der 29-Jährige täglich mit seinem Vater. Andreas Petersen ist Trainer bei Regionalli­gist Germania Halberstad­t, aber am Telefon trainiert er nebenbei auch seinen Sohn. Er schaut sich fast alle Spiele von Nils an, wenn nicht live, dann in der Wiederholu­ng. Am Telefon diskutiere­n sie dann regelmäßig über Nils‘ Stärken und Schwächen. Nils Petersen ist vielleicht der einzige Spieler der Liga, der zwei Cheftraine­r hat. Von Freiburgs Coach Christian Streich sei er ebenfalls begeistert, erzählt sein Vater. Tatsächlic­h verlängert­e Nils vor kurzem seinen Vertrag, obwohl ihm auch andere Anfragen vorlagen. Nach Stationen beim FC Bayern und WerBremen der bekommt er im Breisgau die Wertschätz­ung, die er zuvor vermisst hat.

 ??  ?? Der Kopf ist unten bei Ralph Hasenhüttl im Heimspiel gegen Köln. Der RB-Trainer war extrem angefresse­n, seine Mannschaft verlor 1:2.
Der Kopf ist unten bei Ralph Hasenhüttl im Heimspiel gegen Köln. Der RB-Trainer war extrem angefresse­n, seine Mannschaft verlor 1:2.
 ??  ?? Freiburgs Torjäger Nils Petersen (l.) mitseinem Vater Andreas Petersen.
Freiburgs Torjäger Nils Petersen (l.) mitseinem Vater Andreas Petersen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany