Chemnitzer Morgenpost

Kino aus dem Smartphone

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Steven Soderbergh hat in seinem Portfolio Filme wie „Sex, Lügen und Video“oder „Out of Sight“- und gehört nicht nur zu den renommiert­esten US-Kinokünstl­ern. Der 55-jährige Regisseur ist auch immer wieder für eine Überraschu­ng gut: Dieses Mal hat er einen Film komplett mit dem iPhone gefilmt.

Der Film erzählt von einer hübschen jungen Frau, die gegen ihren Willen in einer Einrichtun­g für psychisch Erkrankte festgehalt­en wird. Dabei wollte sich Sawyer Valentini eigentlich nur kurz beraten, sich nur kurz helfen lassen. Verkörpert wird diese Hauptfigur von der Britin Claire Foy. Wie es sich aber für einen veritablen Thriller gehört, gerät Valentini dort bald in einen hochgefähr­lichen Strudel.

Soderbergh scheint keine Lust zu haben, allzu viele Publikumse­rwartungen zu bedienen. Dafür ist der zwar recht stringent erzählte Thriller viel zu sperrig (was auch an den unperfekte­n iPhone-Bildern liegt) und ja, auch frustriere­nd. Man verlässt ihn mit Fragezeich­en im Kopf.

Doch gibt es Momente, in denen Soderbergh seine Genialität auch in „Unsane“unter Beweis zu stellen vermag: In der kurzen, völlig unerwartet­en Szene etwa, die Matt Damon als Ratgeber in puncto Stalking-Prävention zeigt. Damon spricht einen Satz, der sehr schön unterstrei­cht, dass Steven Soderbergh seine Selbstiron­ie nicht eingebüßt hat: „Das Smartphone“, heißt es da, „das Smartphone ist dein Feind!“Welch wunderbare Aussage ausgerechn­et in einem iPhone-Film. Fazit: Ein anstrengen­der Film.

Matthias von Viereck

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