Riesen-Knatsch Sachsens um Weine
GIFT-SKANDALE, MOBBING, WINZER-ZANK Ruf ruiniert! Weinbauverbands-Spitze tritt zurück
MEISSEN - Paukenschlag im Elbtal! Der Vorstand des sächsischen Weinbauverbands hat gestern angekündigt, Anfang Mai geschlossen zurückzutreten. Es ist der vorläufige Höhepunkt monatelanger Streitigkeiten zwischen den heimischen Winzern und ihrem Verbands-Chef Lars Klitzsch (46).
Erst seit gut einem Jahr ist der Vorstandsvorsitzende - im Hauptberuf Immobiliensachverständiger - sowie seine beiden Stellvertreter Michael Thomas (Marketingleiter Schloss Wackerbarth) und Frédéric Fourré (Winzer in Radebeul) im Amt. Der Skandal um verbotene Spritzmittel-Rückstände im Sachsenwein war noch nicht ausgestanden, da sorgte Verbands-Chef Lars Klitzsch mit einer Kritik am hiesigen
Hobbyweinbau für neuen Ärger. Die Folge: Nach der Meißner Winzergenossenschaft 2016 traten vergangenes Jahr auch noch mehrere Weinbaugemeinschaften aus dem Verband aus.
Der Winzer-Zank gipfelte im März in offenem Streit zur Mitgliederversammlung. „Er hat die Interessen vieler Mitglieder nicht wahrgenommen“, fasst Georg Prinz zur Lippe (60) vom Weingut Schloss Proschwitz die Stimmung zusammen. Seine Frau Alexandra Prinzessin zur Lippe (53) wirft dem scheidenden Verbands-Chef überdies vor, die frühere Weinkönigin Friederike Wachtel (28) gezielt torpediert zu haben: „Wir haben nicht verstanden, wieso man eine Weinkönigin boykottiert“, sagt sie. Klitzsch habe ihr bewusst Termine vorenthalten, Auftraggeber vergrätzt. „Unsere Versuche, mit guten Worten persönlich zu vermitteln, haben überhaupt nichts genützt.“
Die Probleme will Lars Klitzsch nicht dementieren: „Bei der Abstimmung von Terminen mit der ehemaligen Weinkönigin Friederike Wachtel gab es kommunikative Probleme, die ich zutiefst bedauere“, räumt er auf Nachfrage ein. „Von dem Vorwurf des Mobbings möchte ich mich jedoch klar distanzieren.“
Am 2. Mai will der Weinbauverband einen neuen Chef wählen, Kandidaten sind bislang nicht in Sicht. Dass sich die zerstrittenen Winzer schnell zusammenraufen, hofft selbst der Freistaat. „Selbstverständlich hat unser Haus ein großes Interesse an einem stabilen Verband, der die Interessen der Winzer in Sachsen vertritt“, sagt Frank Meyer, Sprecher des Innenministeriums. Und auch Prinz zur Lippe hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben: „Die jetzige Situation birgt auch eine Chance, sich komplett neu aufzustellen.“