Spur führt nach Sachsen
MÜNSTER - Nach der tödlichen Amokfahrt von Münster kommen immer mehr Details aus dem Leben des Täters Jens R. (†48) ans Licht. Klar ist bislang: Der Todesfahrer war ein Einzeltäter und handelte weder islamistisch noch politisch motiviert. Vielmehr gehen die Fahnder von einer psychischen Erkrankung aus.
Kurz vor seiner Tat verschickte er per Mail an Bekannte einen langen Abschiedsbrief. Darin gibt er hauptsächlich seinem Umfeld, aber auch den Eltern die Schuld an seinem gescheiterten Leben, wofür er sich rächen wolle. Bereits im Alter von sieben Jahren wollte er sterben. Misshandlungen der Eltern seien schuld, dass er unter anderem impotent war, schreibt Jens R. in dem Brief.
Der Attentäter stammte aus dem Sauerland, wohnte seit längerer Zeit in Münster und arbeitete als selbstständiger Industriedesigner, allerdings mit schwindenden Aufträgen. Laut Ermittlern hatte er vier Wohnungen - zwei in Münster, eine in Dresden und eine in Pirna. Hier soll er jedoch schon länger nicht mehr gewesen sein. Zudem besaß er mehrere Fahrzeuge. Auch der für die Amokfahrt verwendete VW T5 Multivan wurde untersucht. Darin hatte sich R. nach der Tat mit einer Pistole erschossen, neben ihm lagen eine weitere Schreckschusswaffe sowie ein Dutzend Polenböller.
Bei der Durchsuchung der einen Münsteraner Wohnung stellte die Polizei eine unbrauchbar gemachte AK-47 sowie weitere Feuerwerkskörper sicher.
Der Polizei war R. als Kleinkrimineller bekannt. Zudem hatte er offenbar ein
Drogenproblem. 2015 und 2016 waren insgesamt vier Gerichtsverfahren gegen ihn anhängig (Bedrohung, Sachbeschädigung, eine Verkehrsunfallflucht und Betrug). Jens R. hatte in der Vergangenheit schon einmal geäußert, Suizid begehen zu wollen, und gedroht, dieser solle spektakulär werden.
Am Samstagnachmittag war Jens R. mit seinem Wagen in der Münsteraner Altstadt in eine Menschenmenge gerast. Eine Frau (†51) aus Lüneburg und ein Mann (†65) aus Borken kamen dabei ums Leben. Etwa 20 Menschen wurden verletzt.
Bei einer Trauerfeier am Tatort sprachen Innenminister Horst Seehofer (68, CSU) und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (57, CDU) gestern Opfern und Angehörigen ihr Mitgefühl aus.