Chemnitzer Morgenpost

Ich gehe für ein Knöllchen in den Knast

Der Sachse will nicht bezahlen - aus gutem Grund

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Von Hermann Tydecks DRESDEN - Er parkte falsch, um seinem schwerkran­ken Vater zu helfen. Dafür kassierte Ralf Hantke (50) ein Knöllchen vom Dresdner Ordnungsam­t. „Eine himmelschr­eiende Ungerechti­gkeit“, meint der Bannewitze­r, verweigert die Zahlung. Nun soll er wegen 20 Euro ins Gefängnis ...

Im Winter letzten Jahres holte Servicetec­hniker Ralf seinen Vater Christian (87) aus einer Klinik ab, fuhr den schwerbehi­nderten (100 Prozent) Senior heim in die Dresdner Liliengass­e. Um ihm den beschwerli­chen Weg in die Wohnung so einfach und schmerzfre­i wie möglich zu machen, stellte Ralf den Wagen vorm Hauseingan­g halbseitig auf dem Gehweg ab: „So mussten wir nicht die vereiste Straße pas- sieren. Ich stützte ihn, brachte ihn sicher in die Wohnung.“Dort packte er noch die Tasche seines Vaters aus, versorgte ihn.

Zurück am Wagen fand er ein Knöllchen. „Es war für Passanten und Autos genug Platz, ich habe niemanden behindert“, so Ralf. „Es gibt hier nur Parkverbot­e oder Anwohnerpl­ätze.“Ralf schrieb mehrere Briefe ans Ordnungsam­t: „Ich wollte nur meinen Vater schützen. Sein Wohlergehe­n ist mir wichtiger als Strafandro­hungen.“

Aber: „Ein rechtskräf­tiger Widerspruc­h durch Herrn Hantke erfolgte nicht“, so ein Stadtsprec­her. Auf dem Gehweg sei das Parken grundsätzl­ich nicht gestattet. Letztlich landete das Knöllchen zur Vollstreck­ung beim Amtsgerich­t. Damit Ralf die 20 Euro bezahlt, ordnete ein Bußgeldric­hter Erzwingung­shaft an - der Falschpark­er soll ble- chen oder einen Tag in den Knast. „Ich gehe lieber ins Gefängnis, als diese Ungerechti­gkeit mit einer Zahlung zu le- gitimieren“, bedauert Ralf. Und heute ist es soweit!

Skurril: Haftantrit­t Mit

ist seinem

Ralfs Knöllchen nicht beglichen - die 20 Euro Geldbuße muss er laut Gesetz weiterhin bezahlen ...

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Das Vergehen: Der Servicetec­hniker parkte seinen Wagen an der Liliengass­e in Dresden vorm Wohnhaus seines Vaters, um ihm den beschwerli­chen Weg so kurz wie möglich zu machen.
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Sohn Ralf (50, mit Ladungssch­reiben zum Haftantrit­t) half seinem schwerkran­ken Vater Christian Hantke (87) in die Wohnung zu kommen.

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