Sachsens Schäfern geht es dreckig
DRESDEN - Sie sind eine stille Berufsgruppe, die nie um Aufmerksamkeit buhlt: Schäfer. Doch nun haben sich die Weid-Männer und -Frauen mit einer Petition an den Landtag gewandt. Es geht ums Überleben der Zunft.
„Mindestlohn?“, fragt Schäfer Detlef Rohrmann (59) aus Pirna müde lächelnd. „Ein Schäfer auf Stundenbasis verdient hierzulande 6,45 Euro.“Rohrmann ist an diesem Donnerstag mit Kollegen vor den Landtag gezogen, um eine Petition für die Rettung der „Schäferei“zu übergeben. Denn die Lage ist heikel, wie Markus Lehmann be- tont, der an seiner Seite steht. Der 28-jährige Schäfermeister ist einer der wenigen jungen Schäfer in Sachsen. Und das auch nur, weil er eine gehörige Portion Berufsliebe mitbringt. Lehmann wird wohl nie allein auf die Beine kommen und darum immer nur Angestellter wie jetzt bleiben: „Ich habe keine Scheine, keine Tiere, keine Flächen, die ich in eine eigene Schäferei einbringen könnte“, sagt er. Notwendige Kredite könne er über ein Menschenleben nicht abzahlen. Darum treten er und andere für eine neu definierte „Schafprämie“ein. Die jetzige nützt nach ihren Worten nur den Flächenbesitzern, nicht aber selbstständigen Schäfern, wie auch die sächsische Verbandsvorsitzende Regina Walther betont.
Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (57, CDU) kennt die Probleme. Er sagt: „Sachsen setzt sich mit anderen Bundesländern für die Einführung einer Weidetierprämie ab der neuen EU-Förderperiode ab 2021 ein. Für die Zeit bis dahin planen wir in eine Erhöhung der Flächenprämien für die Beweidung mit Schafen und Ziegen - von 340 auf 439 Euro pro Hektar.“