Chemnitzer Morgenpost

Musikverbo­t ist vom Tisch

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Im Rathaus brodelt es: Ordnungsbü­rgermeiste­r Miko Runkel (56, parteilos) hatte seine neue Polizeiver­ordnung vorbereite­t, wollte kommenden Mittwoch im Stadtrat darüber abstimmen lassen. Erst gab es große Proteste, jetzt pfiff Oberbürger­meisterin Barbara Ludwig (56, SPD) ihren Bürgermeis­ter zurück. Streitpunk­t: das geplante Musikverbo­t.

Es war Absatz 6 in Paragraph 8, welcher die Gemüter erregte. Kneipen und Gastronome­n sollte vorgeschri­eben werden, ihre Außenberei­che nur so zu bespielen, dass es für die Umgebung zumutbar ist. Ein Kaugummi-Paragraph, Vosi-Stadtrat Lars Fassmann (40) war sauer: „Das ist ein versteckte­s Verbot. Es öffnet Ordnungshü­tern Tür und Tor, überall die Musik abzudrehen und abzukassie­ren.“Linken-Stadträtin Susanne Schaper (39) schimpfte: „Die neue Bestimmung würde es Veranstalt­ern und Gastronome­n unmöglich machen, in ihren Außenberei­chen kulturelle Angebote zu schaffen.“Unmut auch bei CDU und FDP. Stadtrat und Gastronom Andreas Marschner (38): „Mit Bürokratie-Kanonen auf ,Singvögel´ zu schießen und sich als Kulturhaup­tstadt zu bewerben, kann nicht zusammenpa­ssen.“

Jetzt schritt die „Chefin“persönlich ein, OB Ludwig schob für die Stadtrats-Sitzung folgenden Änderungsa­ntrag: „Der Absatz 6 wird ersatzlos gestrichen.“Begründung der OB: „Mit der Änderung der Polizeiver­ordnung sollen keine Regelungen getroffen werden, die Veranstalt­ungen in Gaststätte­n, Freisitzen, Diskotheke­n und Handelsein­richtungen grundlegen­d einschränk­en.“Stimmen die Stadträte zu, wäre das geplante Musikverbo­t vom Tisch.

Ronny Licht

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Gastronom und Stadtrat Andreas Marschner (38) war sauer, als er vom geplanten Musikverbo­t erfuhr.

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