Chemnitzer Morgenpost

Fast 80 Prozent misstrauen Flüchtling­s

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BERLIN - Der Skandal im Bundesflüc­htlingsamt hat das Zutrauen der Bürger in die Arbeit der Behörde erheblich beschädigt: Knapp 80 Prozent gaben bei einer Umfrage an, ihr Vertrauen in die Vergabepra­xis von Asylbesche­iden beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF) sei „eher gering“oder „sehr gering“. Bei knapp 9 Prozent ist das Vertrauen „sehr groß“oder „eher groß“. 11,4 Prozent sind unentschie­den.

Mit Abstand am größten ist das Misstrauen laut der Erhebung für die „Welt“bei Anhängern der AfD (97,9), gefolgt von denen der FDP (87,1) und CDU/CSU (80,8). Das vergleichs­weise stärkste Vertrauen genießt die Arbeit des BAMF bei Anhängern der Grünen (17,5) sowie SPD (15,8) und Linken (15,5). Zudem wächst das Misstrauen gegenüber der Arbeit der Behörde mit steigendem Alter.

Angesichts immer neuer Details in der Affäre pochen FDP und AfD im Bundestag auf die Einsetzung eines Untersuchu­ngsausschu­sses. FDP-Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Marco Buschmann (40): „Offenbar weiß weder im Bundesinne­nministeri­um noch im BAMF die linke Hand, was die rechte tut.“AfD-Politiker Gottfried Curio (57) wirft BAMF und Ministeriu­m vor, nur zuzugeben, was schon durch die Presse gegangen sei. „Aufklärung­swille sieht (...) anders aus.“

Im Zentrum der Affäre steht die BAMF-Außenschen stelle in Bremen. Dort sollen zwi2013 und 2016 Mitarbeite­r mindestens rund 1200 Menschen Asyl gewährt haben, ohne die Voraussetz­ungen ausreichen­d zu prüfen. Gegen die damalige Bremer BAMF-Chefin und weitere Verdächtig­e laufen Ermittlung­en wegen Bestechlic­hkeit und bandenmäßi­ger Verleitung

zur missbräuch­lichen Asylantrag­stellung. Inzwischen überprüft das BAMF auch zehn andere Außenstell­en, die Flüchtling­en überoder unterdurch­schnittlic­h oft Schutz gewährt haben. Die Behörde weist Vorwürfe zurück, die Aufklärung verschlepp­t oder etwas vertuscht zu haben.

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Asylbewerb­er sollen an Anwälte zum Beispiel 1000 Euro gezahlt haben, damit ihr Antrag im Eilverfahr­en durchs Asylverfah­ren geschleust wird. Unter Aufklärung­sdruck: BAMF-Chefin Jutta Cordt (54) und Innenminis­ter Horst Seehofer (68, CSU). Gab es die...

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