Immer mehr Männer suchen Hilfe in Schutzwohnungen
PLAUEN/DRESDEN - Es kann harmlos anfangen. Mit kleinen Machtspielchen, psychischem Druck oder Erpressungen. Dass Männer Opfer von häuslicher Gewalt werden, finde in der Öffentlichkeit kaum Beachtung, sagt Tami Weissenberg. „Betroffene schämen sich sehr, aber beide Geschlechter können zu Tätern werden.“
Der Mann weiß, wovon er spricht. Tami Weissenberg ist ein Deckname, seine Identität will er nicht öffentlich preisgeben. Er habe Schlimmes erlebt, sagt der Mittdreißiger. In Plauen hilft sein Verein seit diesem Jahr Männern, die psychischen oder physischen Misshandlungen ausgesetzt sind, meist in der Partnerschaft, aber auch im Job.
Zwölf Mitglieder arbeiten verdeckt. „Sonst ist keine geschützte Arbeit möglich“, sagt der Initiator. Zum Netzwerk gehören Juristen und Therapeuten. Die betroffenen Männer bekommen Beratung und Hilfe, auch bei Behördengängen. Und es gibt eine Schutzwohnung. „Den Männern können wir sagen: Hier hast Du einen Zufluchtsort, wo Du sicher bist und keine Gewalt erleben musst.“
Nach Angaben des Landeskriminalamts gab es 2016 in Sachsen 3 935 weibliche und 1693 männliche Opfer von häuslicher Gewalt. Sachsens Gleichstellungsministerin Petra Köpping (59, SPD) geht von einer hohen Dunkelziffer aus. „Wir müssen Hilfsangebote für Männer öffnen. Bei ihnen ist die Hemmschwelle, sich als Opfer zu outen, besonders hoch.“
In Dresden zieht man nach über einem Jahr Männerschutzwohnung eine positive Bilanz. Der verantwortliche Verein Männernetzwerk sieht einen hohen Bedarf. „Die Männer kommen nicht nur aus unserer Stadt, sondern aus ganz Deutschland“, berichtet Projektkoordinator Torsten Siegemund.