VfL ergreift den Rettungsring
schätzung für seine fachlichen Qualitäten“. Die habe Favre in der Bundesliga bei Hertha BSC und in Mönchengladbach - genau wie zuletzt in Nizza - auch schon mehrfach eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Favre gilt als Perfektionist. Taktikbesessen sei er, sagen viele, In der Tat brütet er über den Spielsystemen, bevorzugt meist ein 4-3-3. Seine Teams spielen taktisch stabil, flott und ansehnlich. „Die meisten Tore fallen nach ein, zwei oder drei Ballkontakten“, sagt Favre. Also: Pressing, Kurzpassspiel, gute Konter, hervorragendes Umschalten. Gemäß seinem Credo: „Die Entwicklung einer Mannschaft ist nie vollendet.“
Favre kann zögerlich sein, besonders, wenn es um Transfers geht. Zudem gilt er als nicht übertrieben kritikfähig. Bei den „Fohlen“bot er an zu gehen, als es abwärts ging - später trat er via Medien zurück.
Doch seine Qualität ist bei seinen ehemaligen Weggefährten unbestritten. „Er gehört auf dem Platz zu den Besten. Dort spielt er für mich in einer Liga mit Pep Guardiola“, sagte Dieter Hoeneß. Aber der frühere Hertha-Manager berichtet auch: „Lucien tat sich damals schwer damit, Entscheidungen in der Kaderplanung zu treffen.“Doch gerade die ist beim BVB womöglich DIE brachliegende Baustelle. Der Verein hat sich mit Talenten vollgepumpt, die müssen zur Entfaltung gebracht werden. Dazu kommt wohl die Aufgabe, verdienten Spielern die Tür zu weisen. Die Zukunft von Marcel Schmelzer, Nuri Sahin und Shinji Kagawa ist offen, zu den Wackelkandidaten zählen Andre Schürrle, Jeremy Toljan, Andrej Jarmolenko und Gonzalo Castro. Kann Michy Batshuayi nicht gehalten werden, steht im BVB-Aufgebot vorerst kein gestandener Stürmer. KIEL - Die Trauer über den verpassten Aufstieg in die Bundesliga schlug beim Zweitligisten Holstein Kiel erst in Verbitterung und dann in eine Anklage um.
„Es ist zweifelhaft, wenn der Bundesligist einen Rettungsring zugeworfen bekommt und man dem Dritten der 2. Liga die Chance nimmt, im deutschen Fußball ein Märchen zu schreiben“, klagte Kiels Mittelfeldspieler Dominic Peitz nach dem 0:1 im Relegations-Rückspiel gegen den Bundesliga-16. VfL Wolfsburg. Diskussionen über den sportlichen Ausgang gab es nicht, über den Modus sehr wohl.
„Insgesamt wird es auf Strecke immer so sein, dass der Bundesligist sich durchsetzen wird“, meint Kiels scheidender Trainer Markus Anfang. Der künftige Coach des
Relegation
Bundesliga-Absteigers 1. FC Köln bezweifelt den Sinn der Relegation im Milliarden-Geschäft Fußball, in dem die Wirtschaftskraft zwischen Erst- und Zweitligisten immer deutlicher auseinanderklafft. „Wenn man den Etat als Maßstab nimmt, ist das wahnsinnig schwer“, sagte er. Holstein Kiel verfügte in dieser Saison über ein Jahresbudget von 6,2 Millionen Euro, Wolfsburg als Werksteam des VW-Konzerns stehen mindestens 70 Millionen Euro per annum zur Verfügung.
Was aus den
Kielern
in
ihrer nun anstehenden zweiten Zweitliga-Saison wird, ist ungewiss. Vermutlich wird die Erfolgsmannschaft, die im vergangenen Jahr in die 2. Liga aufgestiegen war und sich bis in die Relegation gespielt hatte, auseinanderfallen. Der Trainer ist schon weg, Profis wie Torschützenkönig und St.-Pauli-Leihgabe Marvin Ducksch, Dominick Drexler oder Kingsley Schindler sind nach der grandiosen Spielzeit heiß begehrt. Das betrifft auch Sportchef Ralf Becker, der beim Bundesliga-Absteiger Hamburger SV im Gespräch ist.
Einen Umbruch wird es auch in Wolfsburg geben - trotz der zweiten erfolgreichen Relegation nacheinander. Ob Trainer Bruno Labbadia diesen mitgestalten darf, hängt nun auch vom neuen Sportgeschäftsführer Jörg Schmadtke ab, der ab 1. Juli seinen Dienst antritt.
Eine weitere Saison wie die beiden vergangenen Spielzeiten darf sich der von VW alimentierte Club nicht noch einmal leisten. Zumindest die finanziellen Möglichkeiten sind in Wolfsburg für jeden Trainer reizvoll. „Ich habe mir das nicht angetan, um es dann jemand anders zu überlassen“, sagte Labbadia nach seiner Rettungsmission.