Vermehrt Zwischenfälle in Flüchtlings-Einrichtungen
Blanke Nerven wegen Ramadan
DRESDEN - Am Wochenende kam es zu einem Gewaltausbruch in der Dresdner Erstaufnahmeeinrichtung (EAE), die Sachsen zum Ankerzentrum ausbauen will (MOPO berichtete). Jetzt gibt die Polizei Hintergründe bekannt.
Die Eskalation hatte Abends an der Essensausgabe begonnen. Zwei Georgier betraten in der EAE (446 von 1000 Plätzen belegt) das Versorgungszelt der Moslems, die während des Ramadans nur nach Sonnenuntergang essen. Sie forderten einen Jungen (14) aus Syrien auf, ihnen Essen zu bringen. „Da um diese Uhrzeit die Speisen allein denen vorbehalten sind, die den Ramadan begehen, weigerte sich der Junge. Daraufhin spuckten die Georgier in sein Essen und wurden ihm gegenüber handgreiflich“, so Polizeisprecher Thomas Geithner (44). Eingetroffene Polizisten wurden mit einer Eisenstange und Kippen attackiert. Die Beamten nahmen vier Georgier (17, 20, 27, 42 Jahre) vorläufig fest. Der 42-Jährige kam wegen eines bestehenden Haftbefehls in die JVA, soll abgeschoben werden.
„Der Sachverhalt reiht sich in mehrere ähnliche Einsätze in diesem Jahr ein. Dabei ist eine Häufung im Mai erkennbar, an dem sich allein elf der insgesamt 31 Einsätze im Zusammenhang mit Gewaltdelikten ereigneten“, sagt Polizeipräsident Horst Kretzschmar (59). „Es scheint insbesondere die Situation um den Ramadan maßgeblich für die Häufung zu sein.“Seit 16. Mai läuft der Fastenmonat Ramadan, der wegen des am Tage geforderten Verzichts auf Essen und Trinken als physisch oft sehr belastend gilt.
Die Lebensbedingungen in den EAE seien ohnehin schwierig. Die Menschen sind eingeengt untergebracht und hätten keine Privatsphäre, kritisiert der Sächsische Flüchtlingsrat. Familien müssten in einem Zimmer wohnen, Räume und Duschen seien nicht abschließbar und manche Toiletten nur über den Hof zu erreichen. tyx