So trifft Sach sen der Kohleausstieg
Was kommt nach dem schwarzen Gold? Drei Sachsen reden mit!
DRESDEN - Die Bundesregierung hat gestern die Kohlekommission eingesetzt. In dem 31-köpfigen Gremium entscheiden mit Ex-Ministerpräsident Stanislaw Tillich (59), dem Dresdner Bundestagsabgeordneten Andreas Lämmel (59, beide CDU) und Ex-Grünen-Chefin Gunda Röstel (56) auch drei Sachsen mit über das Wie des Kohleausstiegs.
Denn dem Freistaat steht ein gewaltiger Kraftakt bevor.
Die Kommission soll sich nach den Worten von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (59, CDU) gleichwertig um Klimaschutz und die Schaffung neuer Arbeitsplätze kümmern. Mit zwei Braunkohletagebauen (Nochten, Reichwalde) in der Lausitz und einem im Leipziger Südraum (Vereinigtes Schleenhain) sowie den zwei großen Kohlekraftwerken Boxberg und Lippendorf trifft der Wandel Sachsen besonders hart.
Wie viele Menschen sind vom Ausstieg betroffen? Laut Bundesverband Braunkohle sollen allein in der Lausitz 8 600 Menschen in den Braunkohlerevieren beschäftigt sein. Tagebaubetreiber LEAG gibt seine Mitarbeiterzahl mit 7 839 an, die im Leipziger Süden und in Sachsen-Anhalt fördernde MIBRAG mit 1 860.
Weit geringere Beschäftigtenzahlen hat dagegen das Statistische Landesamt erfasst. Demnach sind in Sachsen (Stand 2017) 2 156 Menschen im Bergbau sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Allerdings: Nur 252 davon arbeiten direkt im Kohlebergbau. Das Gros ist als Bergbau-Dienstleister erfasst.
„Die Wertschöpfung, die Braunkohle in Sachsen erbringt, liegt bei einer Milliarde Euro“, meint Kommissionsmitglied Lämmel. Seiner Rechnung nach sind etwa 10 000 Menschen direkt und indirekt vom Ausstieg betroffen.
Und wie sieht deren Zukunft aus? Ministerpräsident Michael Kretschmer (43, CDU) spricht von „Innovationen und Digitalisierung“als Kohle-Nachfolger. Lämmel setzt auf Industriearbeitsplätze im Bereich der neuen Energien und Energiespeicherung. Doch dafür müsste die Infrastruktur der alten Bergbauregion erst einmal aufgepeppt, vor allem in moderne Verkehrswege und schnelles Internet investiert werden.
Strittigste Frage ist der Zeitpunkt des Ausstiegs. Während Sachsen am liebsten bis 2045 weiter Kohle fördern will, plädieren Umweltpolitiker für einen Ausstieg bis 2030. Kommissionsmitglied Lämmel nennt keine Jahreszahl und sagt: „Der Ausstieg ist erst dann realistisch, wenn die anderen Fragen der Energiewende geklärt sind - insbesondere die der Perspektive für die betroffenen Menschen.“-bi.-