Opfer- vor Täterschutz
E s ist eine Zwickmühle. Die Interessen der Ermittler, die Paragrafen der Juristen - und eine Bevölkerung, die sich an der Nase herumgeführt fühlt, weil sie gar nicht oder zu spät informiert wird. S o geschehen im Fall des Sportschützen Hardy G. (29). Dass der Mann bewaffnet im Raum Limbach-Oberfrohna und Chemnitz auf der Flucht ist, erfuhr die Öffentlichkeit erst 31 Stunden später. Die Öffentlichkeitsfahndung erfolgte sogar mehr als 55 Stunden später. Solange blieben die Menschen in der betroffenen Region im Unklaren, in welcher Bedrohung sie leben. S o geht’s nicht. Opferschutz muss vor Täterschutz gehen! Solange ein Irrer mit einer Kriegswaffe in einer absoluten Stress-Situation auf der Flucht ist, gehören die potenziellen Opfer - sprich: die Bevölkerung - geschützt. Auch und vor allem mit Informationen. S chweigen führt zu Gerüchten, Missverständnissen, Legendenbildung. Schweigen erstickt das letzte Stück Vertrauen in die Sicherheitsbehörden, in diesem Fall in die Justiz. Wenn man in einem Rechtsstaat kein Vertrauen mehr in die Justiz haben kann, dann kann man - salopp formuliert - den Laden auch zuschließen.