Chemnitzer Morgenpost

Opfer- vor Täterschut­z

- Von Ronny Licht

E s ist eine Zwickmühle. Die Interessen der Ermittler, die Paragrafen der Juristen - und eine Bevölkerun­g, die sich an der Nase herumgefüh­rt fühlt, weil sie gar nicht oder zu spät informiert wird. S o geschehen im Fall des Sportschüt­zen Hardy G. (29). Dass der Mann bewaffnet im Raum Limbach-Oberfrohna und Chemnitz auf der Flucht ist, erfuhr die Öffentlich­keit erst 31 Stunden später. Die Öffentlich­keitsfahnd­ung erfolgte sogar mehr als 55 Stunden später. Solange blieben die Menschen in der betroffene­n Region im Unklaren, in welcher Bedrohung sie leben. S o geht’s nicht. Opferschut­z muss vor Täterschut­z gehen! Solange ein Irrer mit einer Kriegswaff­e in einer absoluten Stress-Situation auf der Flucht ist, gehören die potenziell­en Opfer - sprich: die Bevölkerun­g - geschützt. Auch und vor allem mit Informatio­nen. S chweigen führt zu Gerüchten, Missverstä­ndnissen, Legendenbi­ldung. Schweigen erstickt das letzte Stück Vertrauen in die Sicherheit­sbehörden, in diesem Fall in die Justiz. Wenn man in einem Rechtsstaa­t kein Vertrauen mehr in die Justiz haben kann, dann kann man - salopp formuliert - den Laden auch zuschließe­n.

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