Löw trotzig:ig „Wir schaffen das!“
WATUTINKI - Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Nach dem „Fiasko Mexicana“, dem alarmierenden Auftakt-Crash gegen Mexiko, zogen sich Joachim Löw und seine entzauberten Weltmeister erstmal in ihr Refugium in den Wäldern von Watutinki zurück, um intern die Reihen zu schließen.
Der von seiner Mannschaft irritierte Bundestrainer hatte schon direkt nach dem 0:1 im Moskauer Luschniki-Stadion erstaunlich drastische Worte gewählt. „Es gibt keinen Grund, völlig auseinanderzufallen, weil man ein Spiel verloren hat. In der Vorrunde gibt es drei Spiele. Wir haben alle Möglichkeiten, das zu korrigieren“, verkündete Löw.
Es grummelt im DFB-Team, der WM-Kurs stimmt nicht. Leistungsträger sind außer Form, eine gemeinsame Strategie von Offensive und Defensive existiert nicht. Löws Masterplan für einen bis Russland stets erfolgreichen Turnierstart verpuffte erstmals in seiner Amtszeit als Chef. Gestern herrschte großer Redebedarf im Quartier. „Wir wollten ein Zeichen setzen“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Und deshalb sei auch die Niederlage „schon ein Zeichen“.
War der 17. Juni 2018 womöglich der Anfang vom Ende einer Goldenen Generation? Acht Weltmeister von 2014 standen auf dem Rasen der Finalarena. Aber sie schienen sich irgendwie fremd zu sein. „Wir müssen auch vielmehr reden auf dem Platz“, sagte Jérome Boateng über Akteure, die seit fast zehn Jahren zusammenspielen.
Sind einige über dem Zenit? „Wir haben keine zu alte Mannschaft, davon sind wir weit entfernt“, wehrte Löw ab. „Unser Gerüst bilden Spieler, die über viel Erfahrung und eine hohe Qualität verfügen, auch wenn man das nicht so gesehen hat.“Was tun, Herr Löw?
Der erfahrene Turniercoach muss sich in einer „für uns absolut ungewohnten Situation“bewähren. „Es gibt Widerstände in einem Turnier, das weiß man. Die muss man annehmen.“Sein Krisenmanagement eröffnete er noch vor der Weltpresse, als er angesprochen auf die zuletzt in der Vorrunde ausgeschiedenen Weltmeister Frankreich (2002), Italien (2010) und Spanien (2014) mit Trotz reagierte: „Uns wird es nicht passieren! Wir werden es schaffen!“
Gelingen muss die Wende nun im Disneyland-Ambiente der Olympiastadt Sotschi, einem Urlaubsparadies im Reich von Wladimir Putin. Dorthin reist der DFBTross schon heute, vier Tage vor dem Schweden-Kracher.