Polizeichef schwänzt Verabschiedung
Polizeipräsident Uwe Reißmann (61) betritt seine eigene Dienststelle nur noch in Zivil. Innenminister Roland Wöller (47, CDU) versetzte den seit 19 Jahren amtierenden Chef zu Ende Juli überraschend in den Ruhestand. Uwe Reißmann muss nun seinen Resturlaub abfeiern.
Eigentlich hatte der Polizeichef noch ein Jahr dranhängen wollen. Wöllers Vorgänger Markus Ulbig (54, CDU) hatte ihn dazu gedrängt. Doch nach der Kabinettsumbildung überlegte es sich der neue Minister anders.
Uwe Reißmann ist tief enttäuscht. Er muss in Eile sein Amtszimmer ausräumen, sich von Weggefährten und Kollegen verabschieden. Der knorrige Franke ist sicher: „Ich werde nicht zu meiner eigenen Verabschiedung gehen. Die Lob-Heuchelei höre ich mir nicht an.“
Dabei hätte das Innenministerium viele Gründe, auf die Arbeit des Chemnitzer Polizeipräsidenten stolz zu sein. Die Zahl der Straftaten sank von 1999
bis heute von 70 000 auf 50 000. Die Aufklärungsquote ist trotz des Personalabbaus oft die beste im Land.
Gleichzeitig ist Uwe Reißmann bescheiden, schiebt Erfolge auf sein Team: „Unsere hoch motivierten Beamten gehen oft an ihre Leistungsgrenzen. Zudem haben wir großartige Partner bei der Bundespolizei, in der Justiz, in Tschechien und in den Kommunen.“
Seinem Nachfolger oder Nachfolgerin wünscht Reißmann „mehr Personal, eine Aufstockung der Verkehrspolizei und zehn Jahre ohne Polizeireform, damit die Leute in Ruhe arbeiten können“.
Der Chef sucht für die Zukunft noch ein Hobby, um sich zu beschäftigen. Seine Anforderung: „Es muss mich geistig und körperlich fordern.“bri