Mutter und Tochter verurteilt
DRESDEN - Eine schrecklich nette Familie: Rollstuhlfahrerin Birgit S. (49) fuhr Familienvater Jawed A. (21) über den Haufen. Tochter Sandra (26) hatte den Mann aus Afghanistan zuvor als „Scheiß Ausländer“betitelt. Jetzt saßen Mutter und Tochter vorm Amtsrichter. „Ich wollte bloß mit ihm reden. Aber mein Rollstuhl stoppte nicht rechtzeitig“, so Birgit S. über den Vorfall im August 2017 an der Haltestelle Räcknitzhöhe. „Meine Tochter sagte, er hätte sie in der Bahn beleidigt, das wollte ich klären.“Sandra dazu: „Der hat sich in der Bahn mit seinem Kinderwagen vorgedrängelt, das hat mich aufgeregt.“
Jawed A. erklärte dem Richter: „Die junge Frau schimpfte in der Bahn mit mir und war sauer. Ich weiß nicht, warum. Sie rief ,Scheiß Ausländer‘.“Sie habe sich auch von einem Fahrgast nicht beruhigen lassen. „An der Haltestelle traf ich einen Freund, redete mit ihm. Auf einmal kam die Frau im Rollstuhl von hinten, fuhr mir gegen das Bein. Ich kippte weg, konnte meine Tochter gerade noch dem Bekannten geben. Als ich lag, das Bein eingeklemmt, wollte ich den Rollstuhl festhalten. Damit die Frau nicht flieht. Da bekam ich einen Tritt von der jungen Frau.“Sandra dazu: „Ich hatte Angst, dass meine Mutter mit dem Rollstuhl umkippt.“Doch Notwehr sah der Richter nicht. Im Gegenteil. Er verurteilte Sandra zu sieben Monaten Haft, Mutter Birgit zu zehn Monaten. Jeweils auf Bewährung. Zwar entschuldigte sich Sandra beim Opfer, dennoch bescheinigte der Richter ihr eine „ausländerfeindliche Gesinnung“. Und so muss sie auch 300 Euro an den Flüchtlingsrat zahlen. Mutter Birgit beteuerte, kein Problem mit Ausländern zu haben, und soll 400 Euro an die Amadeu-Antonio-Stiftung zahlen. sts