Nur ein Sieg zählt gegen Schweden
Hummels fällt heute für das wegweisende Spiel gegen Schweden „sehr wahrscheinlich“aus
SOTSCHI - Der Druck ist gewaltig, die Angst vor der historischen Blamage groß: Auf der Jagd nach dem fünften Stern steht für Weltmeister Deutschland das erste von sechs möglichen K.o.-Duellen an - und alles auf dem Spiel. „Wir stehen mit dem Rücken an der Wand“, sagte Bundestrainer Joachim Löw vor der wegweisenden Partie gegen Schweden heute in Sotschi.
Dabei wird Löw „sehr wahrscheinlich“auf Mats Hummels verzichten müssen. Der Innenverteidiger verrenkte sich im Training einen Halswirbel. „Er kann in kein Kopfball-Duell gehen“, berichtete Löw. Niklas Süle soll Hummels in dem Alles-odernichts-Spiel ersetzen.
Bei einer weiteren Niederlage wäre die DFB-Auswahl erstmals in ihrer langen WM-Geschichte in der Vorrunde gescheitert - wenn außerdem Mexiko zuvor gegen Südkorea zumindest einen Punkt holt. „Wir müssen liefern“, beschreibt Löw die Situation. Sami Khedira forderte gegen die abwehrstarken Skandinavier „die Mentalität von elf Kriegern“.
Geredet hat die Mannschaft nach dem Fehlstart gegen Mexiko (0:1) genug. Das fehlerhafte taktische Verhalten wurde angesprochen, der Teamgeist beschworen. Jetzt müssen die Stars in der Confed-Cup-Oase Sotschi die angekündigte Reaktion zeigen. „Wir haben keinen Joker, keinen Bonus mehr. Wir haben sechs K.o.-Spiele“, sagte Khedira.
Dafür wird Löw auf neues Personal setzen, nicht nur aufgrund der Verletzung von Hummels. Marco Reus drängt nach starker Vorbereitung ins Team. Er könnte Julian Draxler links offensiv ersetzen oder sogar für Timo Werner in den Sturm rücken. Jonas Hector wird nach überstandenem Infekt Marvin Plattenhardt als Linksverteidiger ablösen. Mario Gomez und Ilkay Gündogan gelten als Alternativen für Werner und Khedira.
Ungeachtet des Personals muss der Titelverteidiger im Fischt-Stadion als kompakte Einheit auftreten und eine größere Laufbereitschaft an den Tag legen. Sonst droht dem DFB-Team das gleiche Schicksal wie Frankreich (2002), Italien (2010) und Spanien (2014) - das blamable Vorrunden-Aus als amtierender Weltmeister. „Die zwei wichtigsten Waffen sind Energie und eine andere Körpersprache“, sagte Löw und forderte „absolute Hingabe“sowie „absolute Leidenschaft“. Gegen Mexiko ließ sich das deutsche Team von der Taktik des Gegners überrumpeln und wie eine Jugendmannschaft auskontern.
Löw setzt auf mehr Disziplin: „Wir müssen Korrekturen vornehmen. Die Wachsamkeit im Umschalten, die schnelle Reaktion nach Ballverlusten - da hat es in allen Mannschaftsteilen nicht gestimmt.“Dies gilt in erster Linie für die Doppel-Sechs mit Khedira und Toni Kroos, aber auch für die Außenverteidiger Joshua Kimmich und diesmal Hector.