Flut-Wutwelle im Vogtland
OELSNITZ/V. - Die braune Schlammlawine kam innerhalb von Minuten, flutete die Dorfstraße von Oberhermsgrün, angrenzende Häuser, riss Mauern weg. Fünf Wochen später sind die schlimmsten Verwüstungen behoben und bei den Einwohnern macht sich Ernüchterung breit.
„Wir fühlen uns von der Politik im Stich gelassen. Es soll für Betroffene 800 Euro Soforthilfe aus dem Stadthaushalt geben. Das ist nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein. Hier müsste auch das Land was tun“, schimpft Simone Müller (47). „Es gibt Familien, die bekommen von ihren Versicherungen gar nichts, haben Zehntausende oder sogar Hunderttausende Euro Schaden.“
Ortschaftsrat Ulrich Mahn (66) ärgert sich: „Es wäre ein Zeichen gewesen, wenn zumindest der Landrat mal hergekommen wäre.“Für Mahn ist die beschädigte Dorfstraße das dringendste Problem: „Nächstes Jahr wird sie wegen einer Baustelle als Umleitungsstrecke zur Bundesstraße genutzt. Bis dahin brauchen wir dringend eine Teilsanierung, sonst bröselt alles auseinander.“
Weil sich seit der Flut noch kein Politiker in den kleinen Vogtland-Ort verirrt hat, startete Simone Müller auf Facebook einen Hilferuf an Landespolitiker. „Gemeldet hat sich leider noch kein Einziger.“
Konkrete Hilfe bietet die Verbraucherzentrale Auerbach an. Chefin Heike Teubner (52): „Wir organisieren für Betroffene gern eine Informationsveranstaltung im Ort oder wir kommen nach Hause, um Versicherungsverträge zu prüfen. In vielen Fällen hilft ein kostenloses Schlichtungs-Verfahren, um doch noch an Geld zu kommen.“
Mandy Schneider