Museum findet Schatz in Kiste
Sensation bei Umzug in Zittau
Von Hermann Tydecks ZITTAU - Im Zittauer Franziskanerkloster lag jahrzehntelang ein echter Mittelalter-Schatz verborgen! Niemand ahnte etwas davon, bis Museums-Mitarbeiter eine alte Kiste im Depot öffneten. Zum Vorschein kamen wertvolle Ton-Figuren aus dem Mittelalter, darunter Spielzeug aus dem 15. Jahrhundert.
Schon die Mönche des Klosters bewahrten im Gewölbe ihre kostbaren Bücher auf, später zog das Kulturhistorische Museum mitsamt Depot ein. Da das Lager jetzt in ein anderes Gebäude zieht, beräumen Restauratoren und Mitarbeiter gerade alle Exponate. Dabei stießen sie in der hintersten Ecke in einem Holzregal unverhofft auf eine alte Pappkiste.
„Als wir sie öffneten, sahen wir einen Schatz, fielen uns die Kinnladen herunter“, sagt Direktor Peter Knüvener (41). „Wir fanden 68 Terrakotten vor, Fundstücke aus weißem Ton. Darunter 50 überwiegend gut erhaltene Figuren aus dem 14. und 15. Jahrhundert, zum Teil als Spielzeug erkennbar.“
So dürften die tönernen Pferdchen schon im Mittelalter Sachsens Kinder begeistert haben. Auch Figuren von Frauen sind dabei, die wohl als Vorläufer heutiger Puppen dienten. Neben dem Spielzeug auch Heiligenfiguren, die als Talisman verkauft wurden, etwa Jesus in einer Wiege oder Maria mit Kind. Bedeutend auch das Formen-Modell einer Frau, das zur Fertigung der Figuren diente.
Nur wo kam überhaupt die geheimnisvolle Kiste her? Im Inneren ein handschriftlich geschriebener Zettel aus dem Jahr 1985 mit der Botschaft: „Nicht inventarisiert! Für Fachmann zur Begutachtung!?“Niedergeschrieben auch ein Hinweis zur Herkunft der Figuren: Offenbar lagen sie zuvor in einem Klosterteil, wo historisches Sammelgut aufbewahrt wurde. Knüvener vermutet, dass sie einst bei Ausgrabungen in Zittau gefunden wurden, auch ursprünglich aus der Region stammen können. Der Direktor stolz: „Wir werden unseren Schatz jetzt weiter genau untersuchen, wollen ihn auch ausstellen, ein Buch darüber schreiben ...“