Rückendeckung für Bundes-Jogi
FREIBURG - Joachim Löw leckt in der badischen Heimat seine Wunden. Der Bundestrainer hat sich nach der historischen WM-Blamage nach Freiburg zurückgezogen und macht sich im beschaulichen Schwarzwald in aller Ruhe Gedanken über seine Zukunft.
Während sich Löw im Austausch mit engen Vertrauten befindet, hat der 58-Jährige trotz der krachend gescheiterten Titel-Mission in Russland Rückendeckung von prominenter Seite erhalten. „Er sollte bleiben, er hat jahrelang tolle Arbeit geleistet, junge Spieler ans Team herangeführt. Ich würde mir wünschen, dass Jogi weitermacht“, so Sami Khedira. Auch Ex-Bundestrainer Berti Vogts ist überzeugt, dass Löw weiterhin „der Richtige für den Job ist“. Der neue Bayern-Coach Niko Kovac schrieb, dass „nicht alles auf den Kopf gestellt werden muss“. Löw sei der Richtige, „um den Umbruch zu gestalten“.
Die Entscheidung darüber liegt offenbar nur bei Löw. DFB-Präsident Reinhard Grindel forderte zwar eine „sportliche Analyse“und sprach von „tiefgreifenden Veränderungen“. Doch es verstärkt sich der Eindruck, dass einzig und alleine der mit einem bis 2022 laufenden Vertrag ausgestattete Löw über seine Zukunft entscheidet. „Grundsätzlich“, betonte Bayern-Star Thomas Müller, „sind alle von seinem Weg überzeugt.“
Für Löw ist die Situation nicht neu. Nachdem er sich im EM-Halbfinale 2012 gegen Italien (1:2) verzockt hatte, war er vollkommen abgetaucht. Erst einige Wochen später meldete er sich mit einem langen Monolog vor Medienvertretern mit neuem Elan zurück. Diese lange Bedenkzeit hat Löw diesmal nicht. Es komme zwar darauf an, nicht „in Hektik oder Aktionismus“zu verfallen, sagte Grindel. Doch der DFB-Präsident rechnet damit, dass sich Löw in der „kommenden Woche“äußern werde. „Ob er es will, ist seine Entscheidung“, sagte Khedira.
Rudi Völler ist dafür, dass „Jogi“als Chefcoach weitermacht. „Es würde mich freuen. Er hat es in vielen Jahren sehr gut gemacht“, so Völler. „Er hat die Qualität und die Ausstrahlung, mit einem notwendigen Umbruch etwas Neues aufzubauen, auch wenn der Gegenwind jetzt etwas größer geworden ist“, begründete der 58-Jährige seinen Standpunkt. Völler selbst war als DFB-Teamchef bei der EURO 2004 in der Vorrunde gescheitert und danach zurückgetreten. Er findet aber nicht, dass Löw diesem Beispiel folgen sollte: „Das kann man nicht vergleichen. Wenn er die Kraft dazu hat, was ich glaube, ist er absolut der Richtige, um den erforderlichen Umbruch zu starten. Das ist ja möglich, gerade bei den jungen Talenten, die wir in Deutschland haben.“