Chemnitzer Morgenpost

So könnte es mit der GroKo weitergehe­n

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MÜNCHEN/BERLIN - Geht er oder geht er nicht? Platzt die Regierung oder nicht? Mit seiner Rücktritts­androhung hat der Bundesinne­nminister Horst Seehofer (68) den Asylstreit mit Kanzlerin Angela Merkel (63, CDU) weiter verschärft. So könnte es mit der GroKo und dem CSU-Chef weitergehe­n.

SZENARIO EINS: Es gibt keine Annäherung. Merkel und die CDU bleiben hart, Seehofer und die CSU auch. Dann dürfte Seehofer seine Ankündigun­g wahr machen und seine beiden Spitzenämt­er abgeben. In dem Fall dürfte die CSU für sich beanspruch­en, das Bundesinne­nministeri­um nachzubese­tzen. Aussichtsr­eichster Kandidat wäre wohl Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt (48) mit Abstrichen vielleicht auch der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann (61). Als Kandidaten für den Parteivors­itz werden eigentlich nur Dobrindt und der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (51) genannt. Inhaltlich aber wäre der Asyl-Streit damit nur aufgeschob­en: Auch ein künftiger CSU-Bundesinne­nminister würde in der Sache wohl kaum zurückweic­hen, der Konflikt mit Merkel um Zurückweis­ungen bestimmter Flüchtling­e an den Grenzen ginge unverminde­rt weiter. Die Gefahr eines Bruchs der Bundesregi­erung bliebe.

SZENARIO ZWEI: Keine Annäherung - aber nach Seehofers Rücktritt eskaliert die CSU den Konflikt noch weiter und kündigt die Fraktionsg­emeinschaf­t mit der CDU auf. Damit könnte die Regierung sofort am Ende sein. Merkel könnte versuchen, eine Zusammenar­beit mit den Grünen zu organisier­en. Wahrschein­lich wäre in diesem Fall aber, dass es kurz- oder mittelfris­tig zu einer Neuwahl des Bundestags kommt. Dieses Szenario gilt aber als höchst unwahrsche­inlich. Niemand wolle den Bruch, betonten CSU-Spitzenpol­itiker in den vergangene­n Tagen gebetsmühl­enartig. Söder stellte klar: „Die Stabilität der Regierung steht für uns nicht infrage, auch ein Aufkündige­n einer Fraktionsg­emeinschaf­t ist nicht der richtige Weg. Man kann in einer Regierung viel erreichen, aber nicht außerhalb.“

SZENARIO DREI: In wirklich allerletzt­er Sekunde nähern sich CDU und CSU doch noch an und finden einen Kompromiss. Vielleicht in der Art, wie Seehofer es Merkel bei einem Krisentref­fen im Kanzleramt vorgeschla­gen hatte: dass nicht alle Migranten zurückgewi­esen werden, die bereits in anderen EU-Ländern registrier­t sind, sondern nur solche, bei denen das Asylverfah­ren bereits läuft. Dann wäre die Frage, ob Seehofer in einem solchen Fall von seinem Rücktritt zurücktrit­t und weitermach­t - oder ob er trotzdem geht und sein Nachfolger den Kompromiss umsetzt.

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 ??  ?? Kanzlerin Merkel (63, CDU) beim Treffen der CDU/CSU Fraktion. Neben ihr CSU-Landesgrup­penchef Dobrindt (48).
Kanzlerin Merkel (63, CDU) beim Treffen der CDU/CSU Fraktion. Neben ihr CSU-Landesgrup­penchef Dobrindt (48).

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