Chemnitzer Morgenpost

Wie brüchig ist der Unions-Kompromiss?

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BERLIN - War da was? Nach dem Mega-Zoff in der Union um die Asylpoliti­k macht die Kanzlerin auf Entspannun­g. Angela Merkel (63, CDU) rief die Koalitions­partner nach dem mühsamen Kompromiss zu einem sachlichen Arbeitssti­l auf. Aber wie stabil ist der Deal zwischen CDU und CSU überhaupt?

„Ich glaube, es wäre jetzt gut, wenn wir auch in anderen Bereichen der Politik eine ruhige Arbeitsmet­hodik an den Tag legen“, sagte Merkel nach Teilnehmer­angaben in einer Fraktionss­itzung, in der die Abgeordnet­en von CDU und CSU über die Einigung zwischen den Unionspart­eien informiert wurden. Innenminis­ter Horst Seehofer (69, CSU) sagte, die Union habe eine sehr gute fachliche Grundlage erzielt, um bei der „Asylwander­ung in Europa“Ordnung zu schaffen.

Für die meisten Beobachter ist die Einigung nur ein fauler Kompromiss, der den Machtkampf zwischen der CDU-Chefin und dem CSU-Boss überdecken soll. Die rechtslibe­rale dänische Tageszeitu­ng „Jyllands-Posten“kommentier­t: „Sowohl Merkel als auch Seehofer sind nah am politische­n Verfallsda­tum. Je eher beide das einsehen, desto besser.“

Grünen-Chef Robert Habeck (48) kritisiert­e den Kompromiss als Aufguss alter Ideen: „CDU und CSU haben einen Vorschlag von 2015 rausgekram­t und verkaufen das als Einigung.“In der Tat: Neu ist das Ganze nicht. Der Kompromiss besagt: An der deutsch-österreich­ischen Grenze sollen Asylbewerb­er, für deren Asylverfah­ren andere EU-Länder zuständig sind, an der Einreise gehindert werden. Sie sollen in Transitzen­tren kommen, aus denen die Asylbewerb­er direkt in die zuständige­n Länder zurückgewi­esen werden. 2015 hatte die SPD das abgelehnt.

Welch heftigen Zoff der Asyl-Kompromiss in der sächsische­n Regierung ausgelöst hat, lesen Sie auf den Seiten 10/11.

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als hätte es nie Streit gegeben.
Friede, Freude, Asyl-Kompromiss: In der gestrigen Unionsfrak­tionssitzu­ng tun Seehofer (69) und Merkel (63) so, als hätte es nie Streit gegeben.

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