Kübelweiße Spott Neymar „dreht und dreht sich“
SAMARA - Neymar stolzierte mit dickem Kopfhörer um den Hals und glitzernden Ringen in den Ohren an den wartenden Journalisten vorbei. Ein Wort verlor Brasiliens Superstar auf dem Weg zum Teambus nicht mehr.
Davor hatte der 26-Jährige genug gesagt. Über den 2:0-Achtelfinalsieg gegen Mexiko („Großes Glücksgefühl“), über seinen Treffer und seine Torvorlage („Das Kollektiv ist wichtiger“), über die heftige Kritik an seiner Theatralik („Nur der Versuch, mich zu schwächen“). Man konnte Neymar wirklich nicht vorwerfen, er mache sich im Sturm der Entrüstung über seine Schauspielerei duckmäuserisch aus dem Staub. Neymar stand mannhaft zu seiner Art des Fußballspiels, die für viele so überhaupt nicht mannhaft ist.
Für den fast persönlich gekränkten mexikanischen Trainer Juan Carlos Osorio waren Neymars peinliche Gebahren an der Seitenlinie nach einem leichten Tritt von Miguel Layun eine „Schanfür de den Fußball“. Im Internet gossen Fans kübelweise Spott über den 222-Millionen-Euro-Mann, der schon gegen Costa Rica mit seiner „Fallsucht“die Gemüter erhitzt hatte. Frankreichs Fußball-Ikone Eric Cantona hatte Neymar schon vorher mit einem gelben Rollkoffer verglichen, den er auf einem Tisch zum Drehen brachte: „Du berührst ihn leicht und er dreht und dreht sich stundenlang.“
Nun, dieser gelbe Rollkoffer ist auf dem besten Weg, neuer Weltfußballer zu werden - nach einer Dekade der Dominanz von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Beide Superstars mussten bereits schmachvoll die Heimreise antreten, Neymar ist noch da. Und wie.
Dreieinhalb Monate war der Offensivstar von Paris St. Germain wegen eines Haarrisses im Fuß ausgefallen, nicht wenige hatten ein WM-Aus befürchtet. Doch jetzt drückt er dem Turnier seinen Stempel auf wie kein anderer.