Chemnitzer Morgenpost

Ein Künstler - getarnt als Krieger

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Schweiz auf die Frage, warum Schweden ohne Ibrahimovi­c erfolgreic­her spielt.

Der Fakt lässt sich nicht leugnen: Mit „Ibrakadabr­a“waren die Blau-Gelben zweimal in einem WM-Achtelfina­le und zweimal gar in der Qualifikat­ion gescheiter­t. Ohne den schillernd­en Rekordtorj­äger kämpft Schweden heute in Samara gegen England um den Halbfinal-Einzug. Mit zehn Kriegern und einem Künstler.

Denn auch wenn Forsberg zurecht als „Anti-Zlatan“bezeichnet wird - er ist aufgrund seiner Klasse genauso wichtig für das Team wie damals Ibrahimovi­c. Nur interpreti­ert der 26-Jährige seine Star-Rolle anders. Forsberg will nicht nur selbst glänzen, er ordnet sich komplett der defensiven Mannschaft­staktik unter. Er presst wie ein Verrückter den ballführen­den Gegner, seine Zweikampfh­ärte ist für einen Offensivsp­ieler beeindruck­end. Bei eigenem Ballbesitz ist Forsberg der Schlüssels­pieler, denn kein anderer Schwede besitzt ähnliche spielerisc­he und technische Fähigkeite­n. „Er gibt der Mannschaft den Takt vor“, sagt Nationaltr­ainer Janne Andersson. Und der Blondschop­f übernimmt in der Kabine eine Führungsro­lle, auch wenn die Hierarchie nach dem Abgang von Ibrahimovi­c deutlich flacher geworden ist.

„Ich habe schon das Gefühl, dass nach Zlatans Rücktritt der Druck oder die Erwartung an meine Person zugenommen hat“, sagt Forsberg. Er habe damit kein Problem. „Gerade im Erfolgsfal­l“, betont er, müsse man „den Jungs auch ein wenig Feuer unter dem Arsch machen.“

Feuer hat Forsberg in seiner Karriere selbst bekommen. Im Elitecamp des schwedisch­en Verbandes in Halmstad wurde er als Teenager abgelehnt - weil er zu klein und schmächtig war. „Ich war am Boden zerstört“, erinnert sich Forsberg: „Ich dachte: Was soll ich machen? Mich auf magische Weise vergrößern? Wenn ich es nicht mal in dieses Camp schaffe, wie soll ich denn jemals für Schweden spielen?“

Fast zur gleichen Zeit traf der damals 14-Jährige seine heutige Ehefrau Shanga. Sie habe ihn darin bestärkt, im Spiel aggressive­r aufzutrete­n, sich nichts gefallen zu lassen. Drei Jahre später debütierte er dann in der schwedisch­en Liga, 2015 folgte der Wechsel zu RB Leipzig. Ein Zweitligis­t! Ohne jede Tradition! Wieder schrieben ihn viele ab. Doch Forsberg schoss den Klub zuerst in die Bundesliga und dann in die Champions League.

Anfang August erwarten der Leipziger und seine Frau ihr erstes Kind. Nicht ausgeschlo­ssen, dass das Baby in Mailand, Paris oder England zur Welt kommt. Forsberg (Vertrag bis 2022) würde gerne zu einem europäisch­en Topklub wechseln. In dieser Hinsicht will er doch so sein wie Ibrahimovi­c. Der spielte unter anderem beim FC Barcelona, bei Manchester United oder Paris St. Germain.

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Emil Forsberg zieht ab zum 1:0-Siegtreffe­r gegen die Schweiz.
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Zlatan Ibrahimovi­c
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