Froomes Spießrutenfahrt beginnt
NANTES - Schluss mit dem Vorgeplänkel, die 105. Tour de France startet heute in der Nähe von Nantes - und das gleich mit einem Showdown der Sprinter um das erste Gelbe Trikot.
Auf dem Weg zum Tagesziel müssen die Teams Schwerstarbeit leisten. Nach dem Start auf der spektakulär gelegenen Ile de Noirmoutier geht es fast 140 km durch die Sumpflandschaft des Marais Poitevin an der Atlantikküste entlang, es wird ein beständiger Kampf mit dem Wind. Die berüchtigten Windkanten könnten das Feld zerbersten lassen, die Helfer müssen stets auf der Hut sein. Die Anfahrt auf die Zielgerade ist sehr kurvenreich - bei Regen ein Problem.
Dem Schnellsten winkt das Gelbe Trikot. Marcel Kittel ist ein Kandidat dafür. Der 30-Jährige ist mit 14 Etappensiegen deutscher Rekordhalter, im Vorjahr gewann er fünf Tagesabschnitte, auch das Maillot jaune trug er nach den Auftaktsiegen in den Jahren 2013 und 2014 bereits. „Natürlich ist es mein Ziel, die erste Etappe zu gewinnen und das Gelbe Trikot zu holen“, so der Arnstädter.
In Euphorie verfällt der Sprint-Star vom Team Katusha-Alpecin aber nicht. Die Premierensaison im neuen Team verlief enttäuschend - nur zwei Etappensiege. „Ich bin nicht der Top-Favorit“, betonte Kittel deshalb. Ähnlich hinter den Erwartungen zurück blieb bisher Lotto-Soudal-Profi Andre Greipel. Der Rostocker Sprinter, hat sich dennoch viel vorgenommen: „Etappensiege sind das Ziel. Die Form ist gut.“
Ein anderer Favorit muss dagegen einen Spießrutenlauf befürchten: der vierfache Tour-Sieger Chris Froome! Bei der Team-Präsentation dröhnten ihm tausendfach Buhrufe und gellende Pfiffe entgegen, „Hau ab, Betrüger!“war auf einem Plakat zu lesen.
„Anscheinend müssen wir dieses Jahr wirklich alles geben“, sagte der 33-jährige Sky-Kapitän knapp, ehe er - ohne den obligatorischen Stopp bei den Journalisten - unter weiteren Anfeindungen von der Bühne fuhr. Eines ist sicher: Trotz des Freispruchs in der Asthmamittel-Affäre gilt Froome einem Großteil der Tour-Enthusiasten als Persona non grata. „Das ist natürlich nicht schön. Aber so lange es verbal bleibt, können wir damit leben“, so Teamkollege Geraint Thomas.