Chemnitzer Morgenpost

Sachsens Bauern rufen Notstand aus

- Von Alexander Bischoff

ARZBERG - Aufgrund der seit Wochen anhaltende­n Trockenhei­t hat Sachsens Landesbaue­rnverband (SLB) den Freistaat aufgeforde­rt, den Notstand auszurufen. Die Erträge seien um bis zu 50 Prozent weggebroch­en und die Produktion von Winterfutt­er in Gefahr, warnte Bauernpräs­ident Wolfgang Vogel (65).

Geert Brandtner (64) steht auf seinem Weizenfeld und schüttelt den Kopf. „Den letzten großen Regen hatten wir hier am 16. Mai - so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt der Chef der Agrargenos­senschaft im nordsächsi­schen Arzberg. Schon Mitte Juni mussten seine Leute in die Ernte starten, so früh wie noch nie.

„Die Hälfte der Ernte ist eingebrach­t, das Ergebnis katastroph­al“, sagt Brandtner. Halb so viel Raps, ein Drittel weniger Gerste und bei der aktuellen Weizenernt­e sieht‘s auch nicht besser aus. Zudem ist der Anteil an Schmachtkö­rnern (sehr kleine Frucht) dieses Jahr besonders hoch.

Die größten Sorgen macht sich Brandtner aber um das Vieh. In den Ställen des 45-Mann-Betriebes stehen unter anderem 375 Kühe, 80 Kälber und 220 Färsen. „Der ganze Mais ist verbrannt - wir können keine Silage machen, um unsere Kühe zu versorgen“, erzählt Brandtner. Der schnelle Anbau einer Zwischenfr­ucht sei zwecklos. „Der Boden ist Asche, da wächst derzeit nichts.“Auch die Wiesen sind braun. „Nur der Ampfer wächst, alles andere ist tot“, sagt der erfahrene Landwirt.

Kein Einzelfall: „Unsere Bauern wissen nicht, wie sie ihre Tiere über den Winter bringen können“, warnt Landesbaue­rnpräsiden­t Wolfgang Vogel. Von Agrarminis­ter Thomas Schmidt (57, CDU), der sich das Bauern-Drama gestern vor Ort in Arzberg anschaute, forderte Vogel, den Notstand auszurufen. Nur so hätten Sachsens Landwirte die Chance, zusätzlich­es Geld vom Bund und der EU zu bekommen.

Und das brauchen sie dringend, um Viehfutter von auswärts einkaufen zu können. „Mit den skandalös niedrigen Preisen, die wir derzeit für Milch und Fleisch bekommen, können wir das nicht erwirtscha­ften“, sagt Brandtner.

Schmidt sicherte den Landwirten gestern finanziell­e Hilfe vom Freistaat zu. So sollen die Betriebe, die mehr als 30 Prozent ihrer Durchschni­ttsernte verlieren, rund 80 Prozent des Ertragsaus­falls ersetzt bekommen. -bi.-

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 ??  ?? Muss höllisch aufpassen: Mähdresche­r-Fahrer Dirk Dettlaff (49) überprüft ständig Schneidwer­k und Lager seines Arbeitsger­äts, damit nichts heiß läuft und das Feld in Brand setzt. Ausgedürrt: Durch den Ackerboden dieses Weizenfeld­es ziehen sich Trockenhei­ts-Risse.
Muss höllisch aufpassen: Mähdresche­r-Fahrer Dirk Dettlaff (49) überprüft ständig Schneidwer­k und Lager seines Arbeitsger­äts, damit nichts heiß läuft und das Feld in Brand setzt. Ausgedürrt: Durch den Ackerboden dieses Weizenfeld­es ziehen sich Trockenhei­ts-Risse.

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