Verhafteter Syrer offenbar unschuldig
LEIPZIG - Überraschende Wende bei den Ermittlungen zur schweren Brandkatastrophe in Leipzig: Vier Monate nach dem Wohnhausbrand mit einer Toten und 16 Verletzten ist der damals wegen Mordverdachts inhaftierte Syrer wieder freigelassen worden. Gegen Zardasht M. (33) gibt es nach einem Beschluss des Leipziger Landgerichts keinen dringenden Tatverdacht mehr.
In der Nacht zum 30. März brannte in Leipzig-Volkmarsdorf ein sechsstöckiges Wohnhaus aus. Die meisten Mieter schliefen da schon. An zwei Stellen im Hof und im Hausflur waren Feuer entfacht sowie Fluchtwege mit Unrat verstellt worden.
In einer dramatischen Rettungsaktion holte die Feuerwehr 34 Menschen von außen aus dem brennenden Haus, zwei Mieter sprangen vom Dach in ein Rettungskissen. Eine Frau (40) wurde später tot in ihrer ausgebrannten Wohnung gefunden, ihr Lebensgefährte (32) ringt bis heute mit dem Tod.
Am nächsten Tag wurde Zardasht M. von der Polizei festgenommen. Der Syrer wohnte auch in dem Haus, hatte sich in der Brandnacht jedoch vor dem Gebäude aufgehalten und soll sich dort auffällig verhalten haben. Der Flüchtling wurde kurz darauf in U-Haft genommen. Der schwere Vorwurf: Verdacht des Mordes und des 34-fachen Mordversuchs.
Doch jetzt wendete sich das Blatt: Bei einem Haftprüfungstermin am Freitag hob die für Kapitalverbrechen zuständige Strafkammer des Landgerichts den Haftbefehl auf. Begründung: Die Staatsanwaltschaft konnte keinen harten Beweis erbringen, der den Tatverdacht gegen M. begründet. Allein das merkwürdige Verhalten des damals unter Drogen stehenden Syrers reichte den Richtern nicht aus.
Zudem wollen zwei Zeugen bei Ausbruch des Brandes eine Frau in der Nähe der Ausbruchsstellen gesehen haben. Auch die Auffindesituation der Toten gibt der Kripo Rätsel auf. Wie die Morgenpost aus Ermittlerkreisen erfuhr, war um den Hals der Frau ein Elektrokabel geschlungen. Auch wollen Zeugen kurz nach Ausbruch des Brandes den Lichtschein einer Taschenlampe in der Wohnung der Toten wahrgenommen haben. -bi.-