Reichenbach der 1930er Jahre en miniature 94-jähriger Israeli baut Vogtland seiner Kindheit nach
REICHENBACH - Mosche Samter sehnt sich oft nach der verlorenen Welt seiner Kindheit im sächsischen Reichenbach. Deshalb hat der 94-jährige Israeli sie mit eigenen Händen wieder auferstehen lassen - in liebevoll gebauten Miniaturmodellen, die in einem Museum im nordisraelischen Jokneam Illit stehen.
Ein Klassenzimmer aus den 1930er Jahren, ein Schuhgeschäft mit deutscher Werbung - die Miniaturensammlung zeigt eine Welt, die es längst nicht mehr gibt. Herbert „Mosche“Samter wurde 1923 in Reichenbach im Vogtland geboren. Ein Modell zeigt das Schuhgeschäft „S. Hamburger“, in dem sein Vater damals arbeitete.
Mosche Samter geht mühsam und hat einen Betreuer, doch seine Augen sind hellwach. Besonders am Herzen liegt ihm das Modell seines alten Klassenzimmers in Reichenbach. „Ich war das einzige jüdische Kind in der Klasse“, erzählt er im akzentfreien Deutsch. Altmodische Holzpulte und Stühle stehen in mehreren Reihen hintereinander. Auf den Tischen winzige Tintenfässer und Schreibgriffel. „Als schwarze Tintenfässer habe ich Schnürsenkel-Ösen benutzt“, erzählt Samter.
An der Wand hängt ein kleines Schwarz-Weiß-Foto, auf dem Samter mit seinen früheren Schulkameraden zu sehen ist - im Jahre 1936. Dem Jahr, als die Familie aus Deutschland ins damalige Palästina floh.
Die Begabung fürs Basteln besitzt der Vater dreier Kinder, der 27 Enkel und Urenkel hat, schon seit der Kindheit. „Ich bin schon vor der Schulzeit in eine Bastelstunde gegangen“, erzählt Samter. Der stärkste kreative Motor sei jedoch die Nostalgie. Der Modellbauer erinnert sich gern zurück an die Zeit in Sachsen: „Ich hatte eine schöne Kindheit.“Bis 1933 die Nazis die Macht übernahmen und die Juden fliehen mussten oder ermordet wurden ...