Mutti muss über 150000 Euro zurückzahlen
Von Eric Hofmann Die Bescheide nicht lesen, ohne nachzudenken. Und auch nicht skeptisch werden, wenn über Jahre hinweg Geld auf dem Konto landet, das einem gar nicht zusteht. Damit war für die Riesaerin Simone F. (50) die Schwelle zur Strafbarkeit erreicht: Weil sie über 150 000 Euro von der Landesversicherungsanstalt (LVA) abkassiert hat, musste sie sich gestern wegen Betrugs vor dem Dresdner Amtsgericht verantworten.
Wenn nach der Scheidung der Ex-Mann stirbt, hat man als Mutter Anspruch auf Erziehungsrente. Genau dieses Schicksal ereilte Simone F. Nachdem sich ihr Ex 1995 das Leben genommen hatte, beantragte sie die Rente und bekam diese seitdem auch ausgezahlt. Zwei Jahre später heiratete sie jedoch erneut - einen Türken. Ab diesem Zeitpunkt sollte es eigentlich kein Geld von der LVA mehr geben, doch die Lagerarbeiterin kassierte einfach weiter.
„Das Standesamt in Riesa hat mir gesagt, die Hochzeit in der Türkei würde hier nicht anerkannt werden“, verteidigt sich die Angeklagte. „Den Bescheid selbst hatte ich nicht gelesen.“Ein folgenschwerer Fehler, denn dort stand schwarz auf weiß, dass es bei Wiederheirat keine Rente mehr gibt. Die Ehe selbst wurde zwar kurze Zeit später wieder geschieden, war aber trotzdem rechtsgültig.
Hinzu kommt, dass Simone im April 2005 wieder ein Kind bekam, für dieses dann eine Verlängerung der Zahlungen beantragte. Dabei lebte die Tochter zum Großteil in einer Pflegefamilie. Erst im Jahr 2015 bemerkte die LVA, dass sie 18 Jahre betrogen wurde und fordert nun die 154 855,64 Euro zurück. Simone F. bekam für den Betrug ein Jahr auf Bewährung. Auflage: sich Termine bei der Schuldnerberatung organisieren.