Chemnitzer Morgenpost

What? Texaner lernen Sorbisch in Bautzen

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BAUTZEN - Weldon Mersiovsky ist Texaner und lernt jetzt Sorbisch. Wie bitte? Ja, gemeinsam mit Mitschüler­n aus verschiede­nen Ländern paukt der Ami in Bautzen Vokabeln und Grammatik. Alle zwei Jahre organisier­t das Sorbische Institut für Freunde der sorbischen Sprache einen internatio­nalen Sommerkurs. Teilnehmer aus 13 Nationen sind bei der diesjährig­en Auflage dabei.

In dem Unterricht lernen Menschen aus sechs Ländern im Fortgeschr­ittenenkur­s Obersorbis­ch. Der promoviert­e Sprachwiss­enschaftle­r Fabian Kaulfürst achtet auf Aussprache, Beugung und nickt zufrieden. Neben seinem Kurs gibt es für die 47 Teilnehmer zwischen 18 und 70 Jahren vier weitere Angebote, drei davon richten sich explizit an Anfänger.

In einem solchen Kurs hat auch der Japaner Ryo Umeda vor vier Jahren gesessen. „Ich habe mich schon immer für slawische Sprachen interessie­rt, so machte ich einen Ausflug nach Bautzen“, sagt der 28-jährige Germanist, der unter anderem auch Russisch, Tschechisc­h und Polnisch spricht. In Finnland beschäftig­t er sich derzeit mit der Sprache der Sami - der Ureinwohne­r Lapplands. Im Urlaub heißt es nun aber erstmal wieder „als Hobby“sorbische Vokabeln pauken.

Im Zimmer nebenan schwitzt Weldon Mersiovsky im Anfängerku­rs über sorbischen Redewendun­gen. Die Vorfahren des Texaners kamen Ende des 19. Jahrhunder­ts aus der Gegend um Bautzen nach Serbin in Amerika. Den Ort gründeten sorbische Auswandere­r um 1854.

Die Sprache seiner Urahnen begleitet ihn schon länger, alte Bücher auf Sorbisch machten ihn neugierig auf seine Wurzeln. Er hat mit der sorbischen Wissenscha­ftlerin Trudla Malinkowa ein Buch über das Dorf Malschwitz bei Bautzen herausgege­ben. „Die slawischen Sprachen sind für uns Amerikaner schwer zu lernen“, sagt er lachend. Deshalb hat er zum Sprachkurs gleich seinen Sohn Brian, einen Mathelehre­r, mitgebrach­t. Statt den Sommer am Strand zu genießen, büffelt die Ami-Familie nun Sorbisch in Sachsen ...

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Mehr als ungewöhnli­ch: Der Texaner Weldon Mersiovsky (69) lernt derzeit mit seinem Sohn Brian (45) Sorbisch in Bautzen.
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Die Vorfahren der amerikanis­chen Familie stammen aus dem sorbischen Siedlungsg­ebiet, hier das Haus der Familie in Malschwitz.

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