„ Die Gasthof-Ruine muss weg!“
Löcher im Dach, abfallende Sicherungsnetze, kaputte Scheiben: Früher steppte im Gasthaus „Zum Hirsch“in der Carl-Hertel-Straße 8 öfter der Bär - heute haust der Waschbär im maroden Gebäude im Stadtteil Schönau. Anwohnern ist das Kulturdenkmal längst ein Dorn im Auge.
Dutzende Male wandert Joachim Pauligs Zeigefinger in Richtung Gasthaus „Zum Hirsch“. Er könnte wohl stundenlang über Mängel berichten. „Das Einzige, was hier noch sicher ist, ist das Treppenhaus. Ich habe Ahnung vom Bau. Es ist mir unverständlich, wieso die Stadt nichts macht. Für mich kommt nur ein Abriss infrage.“Paulig war der Erste, der Bewegung in die Sache gebracht hatte, nachdem Bauteile in seinem Garten und der angrenzenden Bahn- und Carl-Hertel-Straße landeten. Auf seine Initiative hin wurden im September 2017 Absperrungen aufgestellt, die nun jeweils eine Straßenhälfte blockieren. Ein anderer Nachbar ist ebenfalls genervt: „Durch die Absicherung können wir mit dem Auto nicht normal in unsere Einfahrt
fahren. Immer wieder bröckelt etwas von der Fassade. Eine Zeit lang waren Waschbären im Gebäude.“
Joachim Paulig hat die Schließung der Kneipe als Nachbar miterlebt. „Es war 1997.“Danach wechselten die Eigentümer. Aktuell gehöre das Gasthaus einer Immobilienfirma aus Leipzig. Hermann Plänitz hat sich im Buch „Siegmar-Schönau - Die Stadt vor der Stadt“als Co-Autor mit dem Gasthaus beschäftigt. „Es entstand von 1911 bis 1913 an der Stelle der früheren Restauration. Schade, dass es immer weiter zerfällt.“Unter seinem Eigentümer Walter Hirsch trafen sich im Gasthaus vor allem Mitglieder ansässiger Vereine des Stadtteils sowie Angehörige der freiwilligen Feuerwehr.
Die Stadt bestätigt den schlechten Zustand: „Am Gebäude existieren statische Probleme“, meint ein Sprecher. Die Ortsbesichtigung mit Denkmalschutzbehörde, Bauaufsicht und Eigentümer zieht sich allerdings in die Länge. „Ein Termin Ende Juli wurde vom Eigentümer abgesagt, ein neuer für September ist vereinbart.“Stefan Graf