Chemnitzer Morgenpost

Schließung!

Wenn alte Meister keinen Nachfolger finden

- Von Torsten Hilscher

D ie Zahl der Handwerksb­etriebe in Sachsen sinkt weiter. Gab es 2017 noch fast 57 000 kleine und mittlere Firmen, sind es nun 285 weniger. Ein Grund: Altmeister nden keine Nachfolger! Dietmar Richter ist verzweifel­t. Der 66 Jahre lte Bäckermeis­ter hat in Hilbersdor­f bei Freiberg eine solide Bäckerei. Brot und Brötchen waren gefragt, der Kuchen beliebt. Doch nach 101 Jahren bleibt der Laden in der Bäckergass­e 8 zu. Anfang Juli war Schluss, nach drei Generation­en.

„Ich selbst habe 1983 übernommen“, sagt Richter. Insgesamt stehe er seit 50 Jahren am Ofen. Fast täglich ist er 1.15 Uhr oder bereits kurz vor Mitternach­t aufgestand­en, hat zehn bis zwölf Stunden geschuftet. „Doch irgendwann ist eben mal Schluss mit der Arbeitskra­ft, meine Frau ist auch schon 65.“

Gern hätten beide ihren Betrieb an die vierte Generation weitergege­ben. Immerhin ist eine der Töchter selbst Bäckerin. Doch deren Partner hat laut dem Senior einen „fremden“Beruf. Die andere Tochter arbeitet als Verkäuferi­n in einem Supermarkt in Freiberg. Auch hier würde der Partner nicht in die Bäckerei passen. Anders als Dietmar Richters Frau, die seit Jahrzehnte­n im eigenen Laden Verkäuferi­n war. Und die Enkel haben ganz andere Dinge im Kopf.

So geht es vielen. Doch auch der Strukturwa­ndel und ein schwaches Gründungsg­eschehen machten dem Handwerk zu schaffen, heißt es vom Sächsische­n Handwerkst­ag. Zudem müssten einige Berufe nicht mehr angemeldet werden, nämlich dort, wo der Meisternac­hweis wegfiel. „Ein Plus gibt es bei zulassungs­freien Handwerken wie Fotografen, Gebäuderei­nigern, Raumaussta­ttern“, heißt es weiter. Im sächsische­n Handwerk sind rund 320 000 Menschen beschäftig­t.

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