Storch-Invasion in sächsischer Kleinstadt
Was dieses Natur-Spektakel mit der Trockenheit zu tun hat
Von Carolina Neubert WALDENBURG - Da brat mir doch einer ’nen Storch! Haben sicherlich viele Anwohner von Waldenburg (4 000 Einwohner, Kreis Zwickau) gedacht, als sich plötzlich rund 30 gefiederte Gäste auf den Dächern ihrer Häuser breitmachten.
Nachts kommen die Vögel. „Dächer und Laternen sind Schlafplätze von Weißstörchen“, weiß Storchen-Experte Jens Hering (52) von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Zwickau. „Aus Schutzgründen schlafen sie nicht auf dem Boden, denn da könnten sie vom Fuchs angegriffen werden.“
Tagsüber kommt dann der Hunger, und der Grünfelder Park lockt. Die Störche treffen sich zum gemeinsamen Fressen. „Da gibt’s viele Insekten, Mäuse oder sogar Frösche. Das zieht die Vögel an. Schließlich hat sich das Nahrungsangebot durch Hitze und Trockenheit verringert“, erklärt Jens Hering die für Waldenburg ungewöhnlich große Anzahl an Störchen. „30 ist hier schon was Besonderes.“
Längst sind die vielen Störche Stadtgespräch. Floristin Kathrin Günther (38) freut sich über die gefiederten Besucher: „Ich habe einen Storch auf dem Dach vom Nachbarn gesehen. Ein schöner Anblick, den hat man ja nicht immer. Wir haben schon gerätselt, warum dieses Jahr so viele da sind.“
Auch Bürgermeister Bernd Pohlers (64, Freie Wähler) ist überrascht: „Ich habe acht Vögel auf einem Haufen gesehen. Zwei oder drei hatten wir schon, aber noch nie so viele auf einmal.“Der Politiker will nicht ausschließen, dass es sich um Klapperstörche handelt. „Ich erwarte nächstes Jahr einen Babyboom in Waldenburg“, sagt der Bürgermeister schmunzelnd.
Sobald die Frösche in Waldenburg aus sind, ziehen die Störche weiter. Im Herbst geht’s dann in den Süden ...