Senftenberg: Wo Sachsen baden geht
DRESDEN/SENFTENBERG Vom Tagebauloch zum Freizeitparadies: Die „Lausitzer Seenplatte“kennt jeder. Doch der Prototyp ist bereits 45 Jahre alt: der Senftenberger See. 1973 zu tiefsten DDR-Zeiten eröffnet, hat sich die ehemalige Braunkohlegrube zum Eldorado für Bader, Angler und Naturfreunde gemausert. Bei 1300 Hektar Wasserfläche und sieben Kilometern Badestränden mit mehreren FKK-Abschnitten, Wasserwacht, Kiosken und Restaurants herrscht hier inzwischen ein Hauch von Ostsee. Und obwohl der See in Brandenburg liegt, sind die Strände fest in sächsischer Hand.
Ein Gutteil der Tausenden Tages- und jährlich 40 000 Urlaubsgäste kommen aus dem Freistaat. Kein Wunder: Gerade mal 60 Kilometer von Dresden entfernt liegt das Paradies den Sachsen näher als den Berlinern.
Einer, der vor 45 Jahren an der beliebtesten Badewanne der Sachsen mitgebaut hat, ist Heinz Müller (69). Der Naturtyp aus Senftenberg kennt jeden Meter am Senftenberger See, ist ein wandelndes Lexikon. Kein Wunder: Schon während seines Ingenieurstudiums 1971 bis 1974 erlebte er die Flutung und den Aufbau der umliegenden zivilen Infrastruktur. Später arbeitete er im Braunkohlenkombinat Senftenberg, der rekultivierte See wurde seine Badewanne. Inzwischen ist der Bergmann Gästeführer.
Müller: „Der See und sein Zweckverband können Vorbild fürs gesamte Seenland sein.“Selbst die Fehler, die seit der touristischen Freigabe
1973 gemacht wurden, könnten helfen. Zu DDR-Zeiten waren das gescheiterte Pläne für Hotel- und Sportanlagen auf der Insel des Senftenberger Sees, weil der Untergrund nachgab. Heute war es zuletzt (2013) die zu niedrige Durchfahrtshöhe zum Geierswalder See für das vorhandene Passagierschiff. „Sicherheit der Böschungen und ein Marketingkonzept braucht es für einen erfolgreichen See“, fasst Müller zusammen.
Dem kann Kathrin Winkler, Chefin des Tourismusverbandes Lausitzer Seenland, nur zustimmen: „Jeder See braucht ein eigenes Thema, einen eigenen Charakter. In Senftenberg ist es etwa der Familiensee.“