Immer mehr kassieren Kindergeld im Ausland
Mehrere hundert Millionen Euro Kindergeld zahlt der deutsche Staat inzwischen an Empfänger im EU-Ausland, Tendenz stark steigend. Oberbürgermeister schlagen Alarm: Der soziale Friede sei zunehmend gefährdet - es gebe Betrugsfälle mit gar nicht existierenden Kindern.
„Im Juni 2018 wurde für 268 336 Kinder, die außerhalb von Deutschland in der Europäischen Union oder im Europäischen Wirtschaftsraum leben, Kindergeld gezahlt“, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Das ist eine Zunahme um 10,4 Prozent. Ende 2017 lag die Zahl noch bei 243 234 Kindergeldempfängern im EU-Ausland.
2017 wurden bereits 343 Millionen Euro an Kindergeld auf Konten im Ausland überwiesen. Wobei auch deutsche Empfänger Konten im Ausland haben können. Denn in der Statistik der Empfänger im Ausland werden auch rund 31 000 deutsche Staatsbürger aufgeführt. Während deren Zahl jedoch seit Jahren konstant bleibt, ist die Zahl polnischer Empfänger seit 2017 um fast 15 000 gestiegen, aus Tschechien sind es etwa 5 000 mehr und aus Rumänien knapp 2 000.
Auf der Basis vom deutschen Kindergeldsatz von 194 Euro für das erste Kind fallen für die Kinder von ausländischen EU-Bürgern, die sich in Deutschland anmelden, aber deren Nachwuchs oft gar nicht hier lebt, jeden Monat rund 50 Millionen Euro an. Pro Jahr liegen die Kosten dann bei weit über 600 Millionen Euro für Zahlungen ins EU-Ausland.
SPD-Chefin Andrea Nahles (48) hat angesichts der Berichte über Betrugsfälle beim Kindergeld die Oberbürgermeister betroffener Kommunen zu einem Spitzentreffen eingeladen. Sie wolle mit ihnen am 27. September in Berlin das Thema Arbeitsmigration in seiner ganzen Breite und die Probleme vor Ort beraten. Und Nahles betonte: „Wir werden die Kommunen nicht allein lassen.“