Nst r im Chemnitzer Rathaus
Defizite im Brandschutz, kaputte Rohrleitungen, statische Mängel: Der „Weberflügel“des Rathauses befindet sich laut einem Gutachten in desolatem Zustand. Die nötigen Sanierungskosten sind explodiert - von ursprünglich 165 000 auf mittlerweile 817 000 Euro. Doch das bereitet Stadträten nicht einmal die größte Sorge.
„Eigentlich müsste die Stadt mit Abrissarbeiten beginnen, so wie sie es bei anderen sanierungsbedürftigen Gebäuden praktiziert“, sagt Vosi-/Piraten-Stadtrat Lars Fassmann (40). Damit spielt er auf den angekündigten Abriss des Hauses an der Annaberger Straße an, das ebenfalls vom Einsturz bedroht ist.
Wie es zur plötzlichen Kostenexplosion im „Weberflügel“kam? Laut Informationsvorlage der Stadt traten seit 2016 immer wieder Geruchsbelästigungen auf (MOPO berichtete). Ursache waren fehlende Entlüftungen. Nach genauerer Begutachtung kamen weitere Mängel zum Vorschein, darunter Brandschutzdefizite und geschädigte Decken durch defekte Rohrleitungen. „Die Decke zwischen Erdgeschoss und Zwischengeschoss ist statisch nicht belastbar“, heißt es in der Vorlage. Mit anderen Worten: Der „Weberflügel“ist einsturzgefährdet!
Fassmann sieht hier ganz klar Pfusch am Bau: „Schließlich wurden die Toiletten erst in den Neunzigern erneuert.“In jedem Fall müsse sich die Stadt auf Ursachenforschung begeben und dürfe nicht so einfach einen Haken dahinter machen.
CDU-Mann Alexander Dierks (30) sieht das ähnlich: „Man sollte das Rathaus mal auf Herz und Nieren überprüfen“, um weitere Mängel auszuschließen. Die Stadt selbst wollte sich nicht im Detail äußern, verwies lediglich auf die Informationsvorlage, die am 14. August im Planungs-, Bau und Umweltausschuss auf der Tagesordnung steht.