Schlossteich geht baden
Politiker träumen von Stränden am kühlen Nass - und das mitten in der Stadt. Die MOPO hat nachgeprüft, ob dieser Wunsch bald Wirklichkeit werden könnte.
„Ich träume von einer schönen Uferpromenade an der Chemnitz und einem Badeteich“, erzählt Stadträtin Susanne Schaper (40, Linke). „Naherholung in der Stadt - Chemnitzer würden es nutzen, Besucher würden kommen. Es ist Zeit zu investieren.“
Auch Stadtrat Falk Müller (43, AfD)wünschts ich mehr Bademöglichkeiten inder City :„ Die Wasserfläche pro Einwohner ist in Chemnitz viel zu klein.“Die natürlichen Gewässer könnten Abhilfe schaffen: „Ein Badesee mitten in der Stadt wäre ein schönes Alleinstellungsmerkmal. Welche Stadt hat das schon?“
Doch die Stadt macht den Träumen der Politiker einen Strich durch die Rechnung: „Eine Nutzung des Schlossteichs oder der Chemnitz kommt als Bade gewässer aus infekt ions hygienischen Gründen nicht in Betracht.“In beide Gewässer flössen sogenannte Misch wasserleitungen aus dem städtischen Kanalsystem. „Das heißt, wenn bei Starkregen-Ereignissen das Fassungsvermögen der Mischwasserkana- lisationlisation überschritten istist, erfolerfolgen Einleitungen des Regenwasser-Schmutzwasser-Gemisches in diese Gewässer“, so die Stadt.
Dirk Behrendt (56), Betriebsleiter des städtischen Abwasserentsorgers „ESC“stimmt zu: „Für Badeflüsse benötigt es ein Trennsystem. Dieses ist nur unter bestimmten Umständen sinnvoll und machbar.“Heißt: Das komplette Chemnitzer Kanalsystem (rund 900 Kilometer) müsste von einem Misch- auf ein Trennwassersystem umgestellt werden. Letzteres trennt „böses“Abwasser und „gutes“Regenwasser, darin finden sich viel weniger Keime. Doch das historische Abwassersystem kann nicht einfach von heute auf morgen ersetzt werden. Ein Trennsystem würde die komplette Stadt in eine Riesenbaustelle verwandeln. Darum bleibt der Chemnitzer Badetraum wohl noch lange unerfüllt... cane/mfr