Chemnitzer Morgenpost

Kirche versteiger­tihren Sommersitz

- Von Torsten Hilscher

Hier haben Bischöfe Urlaub gemacht. Das „Piushaus“in der Oberlausit­z ist ein beeindruck­endes Geschichts­zeugnis. Jetzt steht das „sächsische Castel Gandolfo“zum Verkauf - für wenig Geld, aber mit einigen Belastunge­n.

„Jetzt wird es spannend.“Veronika Paul öffnet eine Flügeltür im ersten Stock. Paul arbeitet als Baureferen­tin für das Bistum Dresden-Meißen und das Dom- kapitel Dresden. Das „Piushaus“, das sie zeigt, steht auf einer Anhöhe in Schirgiswa­lde (bei Bautzen). Hier urlaubten in drei Jahrhunder­ten die katholisch­en Bischöfe aus Sachsen, als ihr Amtssitz noch in Bautzen lag. Am 23. August wird es von der Sächsische­n Grundstück­sauktionen AG in Dresden versteiger­t.

Ein kleiner Saal ist zu sehen, verhangene Fenster, staubige Luft. Aber an den Wänden ein Panoramabi­ld mit Motiven aus Brasilien: Europäisch­e Kolonial-Eroberer stehen Indianern gegenüber. Ge-

druckt ist die Szenerie auf Tapeten. „Die stammen aus dem Jahr 1838“, sagt Bauingenie­urin Paul. Im Nachbarzim­mer hängen sogar Tapeten von 1828, sie zeigen antike Szenen. „Gedruckt in Paris“, schwärmt Paul.

Die Auskunftsf­reudigkeit der sonst in Immobilien­dingen eher schweigsam­en Kirche hat Gründe. Zwischen 1959 und 1970 nutzte eine Kirchenmus­ikschule das Haus. Aber seit 2006 steht es leer. Der katholisch­e Kindergart­en, der bis dahin hier ansässig war, zog in eine ausgebaute Scheune auf dem fast 11 000 Quadratmet­er großen Areal.

Seit dem Umzug der Kinder erhält ein Hausmeiste­r das „Piushaus“mehr schlecht als recht. Im Erdgeschos­s bröseln feuchte Wände, die Tapetenzim­mer vergammeln, der Park verwildert. Aber das leere Haus (600 Quadratmet­er) braucht Heizung und Sicherung, die Tapeten müssten dringend restaurier­t werden; das alles wächst dem Domkapitel über den Kopf. Doch Verkaufsve­rsuche übers Internet scheiterte­n. Das Einstiegsg­ebot liegt nun bei 195 000 Euro.

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 ??  ?? Die bunten Tapeten stammen aus dem Jahr 1838. Eine Restaurier­ung ist längst überfällig.Will verkaufen: Generalvik­ar Andreas Kutschke (44) vom Bistum ist zugleich Leitender Domdekan im DomDresden, kapitel dem das „Piusgehört. haus“
Die bunten Tapeten stammen aus dem Jahr 1838. Eine Restaurier­ung ist längst überfällig.Will verkaufen: Generalvik­ar Andreas Kutschke (44) vom Bistum ist zugleich Leitender Domdekan im DomDresden, kapitel dem das „Piusgehört. haus“
 ??  ?? Das „Piushaus“in der Oberlausit­z war einst bischöflic­he Sommerresi­denz. Zwischen 1971 und 2006 beherbergt­e es einen katholisch­en Kindergart­en. Links im Park eine Marienstat­ue.Dieser dritte Saal beeindruck­t durch seine Illusionsm­alereien an der Decke und an den Wänden.Ein zweiter Saal ist mit Pariser Tapeten aus dem Jahr 1828 ausgestalt­et.
Das „Piushaus“in der Oberlausit­z war einst bischöflic­he Sommerresi­denz. Zwischen 1971 und 2006 beherbergt­e es einen katholisch­en Kindergart­en. Links im Park eine Marienstat­ue.Dieser dritte Saal beeindruck­t durch seine Illusionsm­alereien an der Decke und an den Wänden.Ein zweiter Saal ist mit Pariser Tapeten aus dem Jahr 1828 ausgestalt­et.

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